Drei Themen beschäftigen uns heute:
- Rotation hin zu Small Caps: Die Aktienkurse von Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung (Small Caps) aus den Schwellenländern stiegen im Juli, entwickelten sich jedoch ähnlich wie die Kurse von Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung (Large Caps). Im zweiten Quartal wurde dieser Trend der Outperformance unterbrochen. Unserer Meinung nach kann die zunehmende Überzeugung, dass die Zentralbanken die Zinssätze angesichts des nachlassenden Inflationsdrucks in den kommenden Monaten senken werden, den Ausschlag für eine erneute Outperformance von Small Caps geben. (Japan weicht von diesem Trend ab–dort wurden die Zinssätze auf der letzten Sitzung angehoben.) Small Caps profitieren erfahrungsgemäß stärker von niedrigeren Zinssätzen als Large Caps, da erstere in der Regel eine höhere finanzielle und operative Hebelwirkung verzeichnen.
- Berichtssaison: Die Berichtssaison für das zweiteQuartal läuft auf Hochtouren, mit Südkorea und Taiwan an der Spitze, die die Erwartungen übertroffen haben. Teilweise ist dieser Aufschwung dem niedrigen Vorjahresniveau zuzuschreiben, er spiegelt aber auch die Erholung in der stark gewichteten Halbleiterindustrie wider. Für das Jahr 2024 liegt die Konsenserwartung hinsichtlich der Gewinnwachstumsrate in den Schwellenländern bei 18%.1 Dies ist auf die Erholung im Technologiesektor und den Rückgang der Gewinne im Jahr 2023 zurückzuführen, die um 9% schrumpften.2
- Zinsausblick: Die Zentralbanken haben klargestellt, dass sie sich bei der Abwägung möglicher Zinssenkungen an den Daten orientieren. Daher rechnen Anleger damit, dass eine rückläufige Inflation in den Vereinigten Staaten und im Euroraum als Datenkatalysator für Zinssenkungen ab September 2024 wirken wird. Der US-Dollar hat im vergangenen Monat unter der Aussicht auf niedrigere Zinsen gelitten; für die Schwellenländer ist ein schwächerer Dollar in der Regel positiv. Allerdings hat die Abwertung des chinesischen Yuan die Aktienmärkte unter Druck gesetzt, da sich die Anleger über die Auswirkungen eines schwächeren Yuan auf die Wettbewerbsfähigkeit der Exportunternehmen aus Schwellenländern außerhalb Chinas sorgen.
Ausblick
Angesichts der bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen verschärfen sich die Handelsspannungen. Zwar ist der Wahlausgang nach wie vor ungewiss, aber wir glauben, dass die Schwellenländer momentan eher in der Lage sind, die potenziellen Auswirkungen einer Änderung der US-Handelspolitik zu bewältigen als etwa in der Vergangenheit.
Szenario 1: Beibehaltung der aktuellen Handelspolitik
Die Europäische Union und die Vereinigten Staaten haben kürzlich zusätzliche Zölle auf importierte chinesische Elektrofahrzeuge angekündigt. Auch wenn dies die Erträge des Automobilsektors schmälern könnte, gibt es nach Ansicht unseres Portfoliomanagers für chinesische Aktien einen Silberstreif am Horizont. Er vertraut darauf, dass China eine zukunftsweisende Politik zur Unterstützung der heimischen Industrie auf den Weg bringen wird. Daher setzt er nach wie vor in erster Linie auf Unternehmen, die sich auf die Bedürfnisse der chinesischen Verbraucher einstellen. Das Portfolio ist deshalb nur begrenzt Risiken im Zusammenhang mit Schwankungen der Auslandsnachfrage ausgesetzt.
Szenario 2: Umsetzung einer aggressiveren Handelspolitik
Im Zusammenhang mit der Aussicht auf eine aggressivere Handelspolitik unterscheidet unser globaler Portfoliomanager für Schwellenländer bei seiner Einschätzung der Situation zwischen chinesischen und nicht-chinesischen Unternehmen. Seine Analyse beruht auf Gesprächen mit den Unternehmensleitungen.
Parallel zum Aufbau von Kapazitäten außerhalb Chinas, mit denen Sanktionen oder höhere Zölle umgangen werden sollen, schließen chinesische Unternehmen, insbesondere Batteriehersteller, derzeit Lizenz- oder Dienstleistungsverträge mit US-Unternehmen ab. Umgekehrt siedeln sich nicht-chinesische Batteriehersteller mit Produktionsstätten in den Vereinigten Staaten an, um im Rahmen des Inflation Reduction Act (IRA) Vergünstigungen zu erhalten.
Unsere globalen Portfoliomanager für Schwellenländer sind sich der Risiken höherer Zölle bewusst und beziehen diese Risiken in ihre Bewertung der Unternehmen ein. Bei der Beurteilung des inneren Wertes chinesischer Unternehmen in der Lieferkette für Elektrofahrzeuge und Solarenergie haben unsere Manager keine Nachfrage aus den USA einkalkuliert. Was die südkoreanischen Batterieunternehmen betrifft, so sind sich unsere Portfoliomanager des Risikos bewusst, dass die Vergünstigungen und Anreize des IRA wegfallen könnten. Trotz dieser Unwägbarkeiten, die die US-Nachfrage nach Elektrofahrzeugen bremsen könnten, bleibt die langfristige Umstellung auf die Elektrifizierung von Fahrzeugen insgesamt ein struktureller Trend, von dem das Investmentteam überzeugt ist und der sich auch in unseren Portfolios widerspiegelt. Aufgrund ihrer Dominanz in den Lieferketten für Batterien und Solaranlagen sind Unternehmen der Schwellenländer unserer Meinung nach bestens aufgestellt, um von diesem Trend zu profitieren.
Es ist klar, dass die US-Präsidentschaftswahlen einen Wendepunkt markieren könnten. Dieser Aspekt spielt eine wichtige Rolle bei der Investition in Unternehmen aus den Lieferketten der Batterie-und Solarenergiesparten. Das Risiko höherer Zölle hat sich unserer Ansicht nach in den Bewertungen niedergeschlagen, und die Unternehmen ergreifen nun entsprechende Maßnahmen, um dieses Risiko zu entschärfen.
Marktkommentar: Juli 2024
Aktien aus Schwellenländern legten im Juli zu. Dennoch blieben sie in ihrer Wertentwicklung hinter den Aktien aus Industrieländern zurück. Die Renditen litten unter der Besorgnis über mögliche handelspolitische Eingriffe der Vereinigten Staaten und dem Zweifel an der Rentabilität von Investitionen in künstliche Intelligenz. Der MSCI EM Index rentierte im Berichtsmonat mit 0,37%, während der MSCI World Index um 1,79% zulegte.3
Aktien aus asiatischen Schwellenländern verzeichneten Verluste. Technologiewerte in Taiwan und Südkorea gerieten stark unter Beschuss, nachdem die Talfahrt der weltweiten Technologiewerte auch auf Asien übergegriffen hatte. Der Aktienkurs eines großen, an der Börse in Taiwan notierten Halbleiterherstellers brach aufgrund von Bedenken hinsichtlich der geopolitischen Risiken ein. Auch chinesische Aktien verloren an Wert. Das geringer als erwartet ausgefallene Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal und das Ausbleiben von Konsumimpulsen durch Chinas drittes Plenum belasteten die Aktienkurse. Die überraschenden Zinssenkungen Chinas und die Ausweitung eines Programms zur Förderung der Umrüstung von Betriebsmitteln konnten die Kursverluste an den Aktienmärkten kaum aufhalten. Unser Portfoliomanager für chinesische Aktien ist überzeugt, dass die Zinssenkung eine Ausweitung der geldpolitischen Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft darstellt. Dieser Schritt dürfte zu einer Senkung der Unternehmerkosten und einer Verringerung der Schuldenlast der Privathaushalte beitragen. Allerdings reichen Zinssenkungen allein nach Ansicht des Portfoliomanagers nicht aus, und er geht davon aus, dass die geldpolitischen Entscheidungsträger bei ihren Lockerungsmaßnahmen auf ein breiteres Spektrum von Instrumenten zurückgreifen werden.
Indische Aktien verbuchten Gewinne. Die im Juni unerwartet hohen Inflationsdaten im Groß-und Einzelhandel wurden weitgehend in den Hintergrund gedrängt. Im Laufe des Monats wurde der Haushaltsplan Indiens veröffentlicht, in dem die Fortführung der wachstumsfördernden Politik der Regierung vorgesehen ist. Die konsumorientierten Sektoren wurden durch Konjunkturprogramme zur Ankurbelung des Konsums gefördert. Durch die Erhöhung der Kapitalertragsteuer wurde der Aufwärtstrend jedoch gebremst. Diese Entscheidung ließ zudem die Anleger über deren Konsequenzen spekulieren.
Die Schwellenländer in der Region Europa, Naher Osten und Afrika entwickelten sich positiv. Die Börsen des Nahen Ostens profitierten von der Erwartung einer US-Zinssenkung im September. Auch die starken Unternehmensgewinne in den Vereinigten Arabischen Emiraten trugen zur Aufwärtsentwicklung der Aktienrenditen bei. Der sich verschärfende Konflikt im Nahen Osten dämpfte die Gewinne allerdings. Dank der verbesserten Anlegerstimmung aufgrund der Erwartung von Zinssenkungen setzten südafrikanische Aktien ihre Rallye fort.
Aktien aus Schwellenländern der Region Lateinamerika verzeichneten Kursgewinne. In Brasilien legten die Aktienkurse zu, nachdem die Regierung Ausgabenkürzungen angekündigt hatte, um die Haushaltsziele des Landes zu erreichen. Brasiliens Inflation ist jedoch in der ersten Juli-Hälfte erneut gestiegen. Auch in Mexiko sind die Verbraucherpreise in den ersten beiden Juli-Wochen nach oben gegangen. Daher wurden die Zinssenkungszyklen in beiden Ländern unterbrochen.
Fußnoten
- Quelle: Bloomberg. 25.Juli 2024. Es kann nicht zugesichert werden, dass sich Prognosen, Schätzungen oder Hochrechnungen als richtig erweisen.
- Ebd.
- Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist weder ein Indikator noch eine Garantie für die zukünftigen Renditen.
Indexdefinitionen
Der MSCI Emerging Markets Index ist ein um den Streubesitz bereinigter, nach Marktkapitalisierung gewichteter Index, der die Aktienmarktentwicklung der globalen Schwellenländer abbilden soll. Indizes werden nicht aktiv gemanagt und es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Gebühren, Kosten oder Ausgabeaufschläge sind in den Indizes nicht berücksichtigt.
Der MSCI All Country World Index ist ein um den Streubesitz bereinigter, nach Marktkapitalisierung gewichteter Index, der die Aktienmarktentwicklung der globalen Industrie-und Schwellenländer abbilden soll. Der MSCI Emerging Markets Index ist ein um den Streubesitz bereinigter, nach Marktkapitalisierung gewichteter Index, der die Aktienmarktentwicklung der globalen Schwellenländer abbilden soll. Indizes werden nicht aktiv gemanagt und es ist nicht möglich,direkt in einen Index zu investieren. Gebühren, Kosten oder Ausgabeaufschläge sind in den Indizes nicht berücksichtigt.
Der MCSI EM Latin America Index umfasst Unternehmen mit hoher und mittlerer Marktkapitalisierung aus fünf Schwellenländern in Lateinamerika. Indizes werden nicht aktiv gemanagt und es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Gebühren, Kosten oder Ausgabeaufschläge sind in den Indizes nicht berücksichtigt.
Der MSCI Emerging Markets EMEA Index umfasst Unternehmen mit hoher und mittlerer Marktkapitalisierung aus elf Schwellenländern in Europa, im Nahen Osten und in Afrika (EMEA). Indizes werden nicht aktiv gemanagt und es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Gebühren, Kosten oder Ausgabeaufschläge sind in den Indizes nicht berücksichtigt.
Der MSCI EM Asia ex Japan Index umfasst Unternehmen mit hoher und mittlerer Marktkapitalisierung aus zwei von drei Industrieländern (ohne Japan) und acht Schwellenländern. Indizes werden nicht aktiv gemanagt und es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Gebühren, Kosten oder Ausgabeaufschläge sind in den Indizes nicht berücksichtigt.
Der MSCI China Index umfasst Unternehmen mit hoher und mittlerer Marktkapitalisierung in den Segmenten chinesische A-Aktien, H-Aktien, B-Aktien, RedChips, P Chips und ausländische Notierungen (z.B. ADRs). Indizes werden nicht aktiv gemanagt und es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Gebühren, Kosten oder Ausgabeaufschläge sind in den Indizes nicht berücksichtigt.
Der MSCI Emerging Markets ex-China Index umfasst Unternehmen mit hoher und mittlerer Marktkapitalisierung aus 23 der 24Schwellenländer (außer China). Mit 672Titeln deckt der Index rund 85% der um den Streubesitz bereinigten Marktkapitalisierung in jedem Land ab. Indizes werden nicht aktiv gemanagt, und es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Gebühren, Kosten oder Ausgabeaufschläge sind in den Indizes nicht berücksichtigt.
WELCHE RISIKEN BESTEHEN?
Alle Anlagen sind mit Risiken verbunden, ein Verlust des Anlagekapitals ist möglich.
Beteiligungspapiere unterliegen Kursschwankungen und sind mit dem Risiko des Kapitalverlusts verbunden.
Internationale Anlagen sind mit besonderen Risiken verbunden. Hierzu gehören Währungsschwankungen sowie gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Unsicherheiten, die zu erhöhter Volatilität führen können. Diese Risiken sind in Schwellenländern noch größer. Diese Risiken sind in Schwellenländern noch größer. Anlagen in Unternehmen eines bestimmten Landes oder einer bestimmten Region können einer größeren Volatilität unterliegen als Anlagen, die geografisch breiter gestreut sind.
Der Einfluss der Regierung auf die Wirtschaft ist noch immer hoch, und daher spielen bei Investitionen in China Regulierungsrisiken im Vergleich zu vielen anderen Ländern eine größere Rolle.
Investitionen in China, Hongkong und Taiwan unterliegen speziellen Risiken, dazu gehören eine geringere Liquidität, Enteignungen, eine konfiskatorische Besteuerung, Spannungen im internationalen Handel, Verstaatlichung sowie Devisenkontrollbestimmungen und eine hohe Inflation. All dies kann negative Auswirkungen auf den Fonds haben. Investitionen in Taiwan könnten wegen seiner politischen und wirtschaftlichen Beziehung zu China negativen Einflüssen unterliegen.
