AUTOREN

Stephen Dover, CFA
Chief Market Strategist,
Head of Franklin Templeton Institute

Larry Hatheway
Global Investment Strategist
Franklin Templeton Institute

Rick Polsinello, CIMA®
Senior Market Strategist,
Franklin Templeton Institute
Dieser Artikel wurde ursprünglich im LinkedIn-Newsletter„Global Market Perspectives“ von Stephen Dover veröffentlicht. Folgen Sie Stephen Dover auf LinkedIn, wo er seine Gedanken und Kommentare sowie seinen Newsletter mit globalen Marktperspektiven veröffentlicht.
Nach starken Rückgängen an den US-amerikanischen und weltweiten Aktienmärkten wird nun auch der Anleihemarkt in den USA erschüttert. Die zehnjährigen US-Staatsanleihen verzeichneten in den letzten Tagen einen Renditesprung von knapp 50 Basispunkten. Im Folgenden werden wir diese Entwicklung erläutern und erklären, was sie für die AnlegerInnen bedeutet.
- Der starke Anstieg der Renditen von US-Staatsanleihen spiegelt unserer Meinung nach wahrscheinlich Verkäufe aus technischen Gründen wider, die möglicherweise durch Zwangsverkäufe unbekannter Institutionen, die mit Nachschussforderungen konfrontiert sind, noch verschärft werden. Die steigenden Anleiherenditen sind derzeit nicht auf veränderte Erwartungen in Bezug auf Inflation, Verschuldung oder globale Finanztransaktionen zurückzuführen.
- Sollte sich der Verkaufsdruck verstärken, könnte die US-Notenbank (Fed) gezwungen sein einzugreifen. Das wird aber unserer Meinung nach nicht durch Zinssenkungen geschehen. Vielmehr könnten technische Liquiditätsspritzen erforderlich sein.
- Hervorzuheben ist, dass die heutige Auktion von 10-jährigen US-Staatsanleihen geordnet verlief. Die Nachfrage schien solide und die Renditen begannen zu fallen.
- Wir beginnen mit den Fakten: Wie ist die Lage? Ein wichtiger Punkt ist, dass die Renditen für langlaufende US-Staatsanleihen stark und wesentlich schneller steigen als die Renditen bei den kurzlaufenden Pendants, was zu einer Versteilung der Renditekurve führt.
- Woran liegt das? Theoretisch könnte der Anstieg der Anleiherenditen auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein. Es könnte sein, dass die AnlegerInnen Angst vor einer Inflation haben, da die Zölle die Inflation in den USA ankurbeln werden. Denkbar wäre auch, dass die AnlegerInnen über die hohen Haushaltsdefizite und Schuldenstände der USA besorgt sind. Möglicherweise befürchten die AnlegerInnen aber auch, dass Länder, die unter den Zöllen leiden, wie China oder Japan, keine US-Staatsanleihen mehr kaufen oder sogar ihre enormen Bestände an diesen Anleihen abstoßen könnten.
- Keiner dieser Gründe ist derzeit wirklich überzeugend. Indikatoren für die erwartete Inflation (basierend auf inflationsgeschützten US-Staatsanleihen bzw. „TIPS“) deuten nicht darauf hin, dass die Inflationserwartungen der AnlegerInnen stark gestiegen sind. Am 8. April lag die 10-Jahres-Breakeven-Inflationsrate auf Basis der Preisgestaltung von TIPS bei niedrigen 2,22 %. Die Defizite und die voraussichtliche Verschuldung haben sich nicht wesentlich verschlechtert. Eher im Gegenteil: Die Steuereinnahmen aus Zöllen bedeuten eine straffere Fiskalpolitik, und die Chancen, dass der „Tax Cuts and Jobs Act“ von 2017 verlängert wird und sogar eine große Steuersenkung in diesem Jahr ansteht, haben sich nicht wesentlich geändert. Letztendlich würde der Kurs des US-Dollars parallel zum Anleihemarkt fallen, wenn ausländische Zentralbanken und Reservemanager ihre Käufe von Staatsanleihen drosseln würden. Auch wenn der Dollar etwas an Wert verloren hat, scheint er nicht unter einem ähnlichen Verkaufsdruck zu stehen.
- Es ist daher wahrscheinlich, dass gehebelte Positionen in Staatsanleihen (einschließlich Basisgeschäften oder Positionen auf Swap-Märkten) die Ursache für den Verkaufsdruck in dieser Woche sind. Allein genommen könnte das harmlos sein – oder auch nicht. Bei einem begrenzten Verkaufsdruck glauben wir, dass nur wenig Schaden angerichtet wird. Wenn andererseits jedoch ein oder mehrere Finanzinstitute in eine Schieflage geraten sind und unter Druck verkaufen, könnte die Fed es für notwendig erachten, weitere finanzielle Verwerfungen zu verhindern. Der Eingriff der Fed würde jedoch wahrscheinlich nicht über Zinssenkungen erfolgen, sondern eher über die Bereitstellung gezielter Liquidität.
- Zu guter Letzt stellen steigende langfristige Zinssätze, wenn sie anhalten, eine weitere Verschärfung der finanziellen Bedingungen dar, die über den Abschwung an den globalen Aktienmärkten oder die Ausweitung der Credit-Spreads hinausgeht. Diesbezüglich glauben wir, dass sie ein weiteres Risiko für die Aussichten des US-amerikanischen und globalen Wachstums und der Unternehmensgewinne darstellen.
WO LIEGEN DIE RISIKEN?
Alle Anlagen sind mit Risiken verbunden, ein Verlust des Anlagekapitals ist möglich.
Beteiligungspapiere unterliegen Kursschwankungen und sind mit dem Risiko des Kapitalverlusts verbunden.
Festverzinsliche Wertpapiere bergen Zins-, Kredit-, Inflations- und Wiederanlagerisiken sowie das Risiko eines möglichen Verlusts des eingesetzten Kapitals. Wenn die Zinssätze steigen, fällt der Wert von festverzinslichen Wertpapieren. Veränderungen der Bonitätsbewertung einer Anleihe oder der Bonitätsbewertung oder Finanzkraft des Emittenten, Versicherers oder Garantiegebers der Anleihe können sich auf deren Wert auswirken. Niedrig bewertete, hochverzinsliche Anleihen sind größeren Preisschwankungen und höheren Illiquiditäts- und Ausfallrisiken ausgesetzt.
WF: 4364212
