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In unserer Publikation Deep Water Waves („Tiefwasserwellen“) haben wir auf mehrere starke, miteinander verbundene und langfristige Faktoren hingewiesen, die sich in den kommenden Jahrzehnten deutlich auf die Anlagerenditen auswirken werden. Einer dieser Faktoren ist die vornehmlich durch eine Kombination aus wirtschaftlichem, geopolitischem und demografischem Druck hervorgerufene Schuldenwelle. Wir stellen fest, dass der Wert der umlaufenden Schulden (in US-Dollar), die die Staatsschuldenwelle bilden, einen historischen Höchststand erreicht hat und wohl weiter steigen wird. Bei niedriger Inflation und reichlich vorhandener Liquidität war dies tragfähig. Beide Faktoren haben sich jedoch umgekehrt, was zu einer größeren Dringlichkeit der Kapitalbeschaffung führt. Infolgedessen scheint die traditionelle Sicht auf die fiskalpolitische Verantwortung von der Mitte der politischen und wirtschaftlichen Debatte an den Rand verschoben worden zu sein. Angesicht mehrerer bestehender# säkularer Trends könnte diese „Welle“ an Tiefe und Breite zunehmen. Und das rückt diese Debatte für eine Generation in den Mittelpunkt politischer Entscheidungen. Dieser Prozess bewirkt zusehends eine strukturelle Polarisierung zwischen den Ländern, die problemlos weitere Anleihen begeben und sich refinanzieren können, und denen, die dies nicht können.

  • Bereits vor der Corona-Pandemie war das Verhältnis der Schulden zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) weltweit im Anstieg begriffen.1 In den Ländern, die das globale Wirtschaftswachstum in der vergangenen Generation trugen (USA, Europa und seit 2009 China), dürften die Schulden weiter steigen, da die Kosten für Altersversorgung und Gesundheitswesen durch die Alterung der Bevölkerung zunehmen und die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter schrumpft. Für Länder mit niedrigerem Einkommen und relativ fragilen Staatsfinanzen ist der anhaltende Zugang zu erschwinglichen Krediten ein existenzielles Erfordernis.
  • Viele der traditionellen Mechanismen, die in der Vergangenheit zum Einsatz kamen, um Schulden abzubauen, (Wirtschaftswachstum durch globalen Handel) sind aufgrund der Vermengung von Geo- und Wirtschaftspolitik nicht mehr selbstverständlich. Auf lange Sicht ist dies für China und die Schwellenländer eine Herausforderung. Durch die Politik des „Friend-Shoring“ und den Trend zur Diversifizierung der Lieferketten fallen einige der wirkmächtigsten Faktoren weg, durch die diese Länder Know-how erwerben und in der wirtschaftlichen Hierarchie nach oben gelangen konnten. Diese Entwicklung deutet auf eine stärkere Polarisierung zwischen den Industrieländern und dem Rest hin.
  • Unter diesen Umständen sind Entwicklungsländer extrem gefährdet. Nach Berechnungen des International Institute of Finance (IIF) sind die Schulden der 30 großen Länder und Entwicklungsländer zusammengenommen von 75 Billionen USD im Jahr 2019, d. h. vor der Pandemie, auf aktuell 98 Billionen USD gestiegen.2 Dies ist teilweise auf den Einbruch ihrer Währungen gegenüber dem US-Dollar zurückzuführen, doch das strukturelle Problem besteht fort. In der Vergangenheit getroffene politische Entscheidungen führten sie in finanzieller Hinsicht in Treibsand, und mit jedem Versuch, herauszukommen, sanken sie tiefer.
  • Wir untersuchen die weit verbreitete Theorie über chinesische Knebelkredite und stellen Fallstudien zu zwei Ländern vor. Die Schlussfolgerung lautet, dass es keine Belege für einen Masterplan gibt, bei dem Staatsschulden als Instrument genutzt werden. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass sich kreditnehmende Regierungen bewusst für Kredite mit geringerer wirtschaftlicher Sensibilität entscheiden, um Prüfungen und Auflagen zu vermeiden. Beobachter finden Gründe für Unbehagen, jedoch nicht für Panik.
  • Schließlich hat ein bestimmtes Land deutlich bessere Chancen, in die wichtigsten internationalen Lieferketten zu gelangen, wenn es in der Lage ist, beim geoökonomischen „Great Game“ mitzuspielen.3 Um für ausländische Direktinvestitionen attraktiv zu werden, braucht ein Land eine große Bevölkerung, ein geschäftliches und industrielles Ökosystem, das in die internationalen Märkte eingebunden ist, sowie noch nicht ausgebeutete Mineralienvorkommen, besonders, wenn diese Mineralien für den grünen Wandel, für Elektrofahrzeuge oder für die Verteidigung relevant sind. Mexiko und Indonesien haben hier eindeutig gute Chancen. Das bedeutet, dass sie das aktuelle geopolitische Klima ausnutzen könnten, um von Finanzierung und/oder vorteilhaftem Marktzugang zu profitieren.

Nach unserer Auffassung ist eine massive Reallokation von Ressourcen notwendig, die das Erfordernis positiver realer Zinssätze impliziert. Der Grund liegt darin, dass es sowohl durch die Regierungen als auch den Privatsektor eine so hohe Emissionstätigkeit geben wird, dass es zu einem Wettbewerb um das Geld der Anleger kommen wird. Für Private Debt besteht die Gelegenheit für Arbitrage, doch das Ausfallrisiko ist insgesamt vermutlich höher. Die traditionellen Quellen langfristiger Ersparnisse könnten im Laufe der Zeit unter Druck geraten oder sogar reduziert werden, da die Erwerbsbevölkerung in den meisten Ländern mit hohem Einkommen schrumpft und ihre Kosten steigen. In den meisten Ländern wird es zunehmend zu staatlichen Eingriffen kommen, die nicht immer wirksam oder sinnvoll sein werden. Nach unserer Einschätzung wird jede Anlageentscheidung in diesem Szenario mit impliziten Faktorgewichtungen beladen, die bisher noch nicht im Mainstream angekommen sind.

Stephen Dover, CFA
Chief Market Strategist,
Franklin Templeton Institute



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