AUTOREN

Grant Bowers
Portfolio Manager & Research Analyst
Franklin Equity Group

Jason Vaillancourt, CFA
Senior Client Portfolio Manager
Franklin Equity Group
US-Aktien entwickelten sich 2024 trotz der Belastungen durch höhere Zinsen, Inflation und eine hitzige Präsidentschaftswahl sehr gut. Der robuste private Konsum, die hohen Unternehmensgewinne und eine Welle an technologischen Innovationen und Investitionen fachten ein überraschend starkes Wirtschaftswachstum an. Jason Vaillancourt und Portfoliomanager Grant Bowers von der Franklin Equity Group sprechen darüber, welche Entwicklungen sie bei US-Aktien erwarten.
Kernpunkte:
- Die US-Wirtschaft und der private Konsum in den USA sind auch kurz vor dem Jahreswechsel noch unverändert robust.
- Unter der neuen Regierung dürfte es in vielen Branchen zu Deregulierung und Steuersenkungen kommen, zudem dürfte die politische Agenda wirtschaftsfreundlich ausgestaltet sein. Dies könnte US-Aktien beflügeln.
- Wir beobachten weiterhin genau, ob es Anzeichen für Inflationsdruck, Veränderungen der Geldpolitik, der Beschäftigungsdaten und der geopolitischen Risiken gibt.
- Die technologischen Investitionen der vergangenen zehn Jahre sind unseres Erachtens die Bausteine für das goldene Zeitalter von Wachstum und Innovation. Cloud-Computing, Halbleiter, Rechenzentren, Mobile Computing und generative KI-Modelle – sie alle sind die Grundlagen für die nächste Welle unglaublicher Entdeckungen.
Jason Vaillancourt: Wie lautet kurz vor dem Jahreswechsel Ihre Einschätzung für die US-Wirtschaft im Jahr 2025?
Grant Bowers: Die Wirtschaft ist unverändert robust. Zu verdanken ist dies der finanziell guten Lage der Verbraucher, der soliden Beschäftigung, den besseren Inflationszahlen und den stabilen bis sinkenden Zinsen.
Ein starker Arbeitsmarkt hat dafür gesorgt, dass der private Konsum in den USA robust blieb; die Ausgaben sind gestiegen und die Finanzlage der Privathaushalte ist solide. Mit Blick auf das Jahr 2025 halten wir eine Rezession für wenig wahrscheinlich. Die meisten Branchen verzeichnen ein positives Umsatz- und Gewinnwachstum, gleichzeitig ist die Inflation weiterhin unter Kontrolle. Die aktuellen Konsensschätzungen für nächstes Jahr lauten auf ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 2 % bis 3 %, was wir für realistisch halten.1 Diese Wachstumsrate dürfte für ein vorteilhaftes wirtschaftliches Umfeld sorgen, mit Aufwärtspotenzial, das durch weitere Zinssenkungen der US-Notenbank (Fed), niedrigere Steuern und robuste Unternehmensgewinne noch beschleunigt werden könnte.
Die Bewertungen sind im historischen Vergleich zwar weiterhin erhöht, doch unseres Erachtens ist das Risiko-Ertrags-Verhältnis beim aktuellen Kursniveau ausgewogen. Wir gehen davon aus, dass höhere Aktienrenditen im Jahr 2025 eher auf die Unternehmensgewinne zurückzuführen sein werden und weniger darauf, dass Anleger bereit sind, höhere Bewertungskennzahlen zu akzeptieren. In den kommenden Quartalen sollten sich Anleger unserer Meinung nach auf Qualität und Ertragstransparenz sowie auf Wirtschaftsbereiche mit langfristigem Wachstum konzentrieren.
Natürlich können Verschiebungen in der Fiskalpolitik, zunehmende Sorgen über das Verschuldungsniveau und wesentliche Steueränderungen Volatilität auslösen. Doch da wir die Aussichten für das langfristige Wachstum positiv einschätzen, würden wir bei derartigen kurzfristigen Marktschwankungen opportunistisch vorgehen.
Eine starke US-Wirtschaft
Abbildung 1: Reales BIP-Wachstum in den USA, Arbeitslosenquote und Inflation
Q1 2021 bis Q3 2024

Quellen: FactSet, US Bureau of Economic Analysis, US Department of Labor. Wichtige Mitteilungen und Bedingungen des Datenanbieters sind verfügbar unter www.franklintempletondatasources.com
Jason Vaillancourt: Viele Vorteile, von denen die USA profitieren, darunter Innovationskraft und Unternehmergeist, ein robustes finanzielles Ökosystem, das diese beiden Kräfte unterstützt, und starke Schutzsysteme für geistiges Eigentum werden durch die Wahlen nicht beeinflusst. Doch wie wirkt sich der Wahlsieg von Donald Trump auf Ihren Marktausblick aus?
Grant Bowers: Donald Trump war in vielerlei Hinsicht ein umstrittener Kandidat. Trotzdem denken wir, dass die zentralen Säulen seiner Agenda für die US-Wirtschaft und den US-Aktienmarkt positiv sein könnten:
- Die neue Regierung dürfte die Steuern senken, auf breiter Basis Deregulierung einleiten und eine wirtschaftsfreundliche Politik verfolgen.
- Die Konzentration auf Reshoring und auf die Förderung des verarbeitenden Gewerbes in den USA könnten für verstärkte Investitionen im Inland und für Beschäftigungswachstum sorgen.
- Deregulierung und weniger Bürokratie könnten den Energiesektor stützen und dazu beitragen, dass wir unsere Position als Nettoexporteur von Energie beibehalten (niedrigere Versorgungskosten könnten ein Wettbewerbsvorteil für das verarbeitende Gewerbe sein).
Insgesamt dürften diese Faktoren das US-Wirtschaftswachstum unserer Einschätzung nach anfachen.
Die Politik der neuen Regierung ist jedoch nicht ohne Risiken, die dazu führen könnten, dass wir unsere positive Einschätzung korrigieren. Sollte Trump wirklich zusätzliche Zölle von 10 % auf chinesische Importe und Zölle von 25 % auf alle Waren aus Mexiko und Kanada verhängen, dann könnte es zu einem Anstieg der Inflation, zu einem geldpolitischen Kurswechsel und letztlich zu höheren Zinssätzen kommen. Eine restriktivere Einwanderungspolitik und Initiativen zur Steigerung der Effizienz der Regierung könnten sich auf den Arbeitsmarkt auswirken und das Wirtschaftswachstum dämpfen. Allerdings sollten die Anleger meines Erachtens abwarten, ob und wie sich diese Rhetorik letztlich in konkreten wirtschaftspolitischen Maßnahmen niederschlägt.
Jason Vaillancourt: Wir haben eingehend darüber gesprochen, wie stark der US-Arbeitsmarkt seit einigen Jahren konzentriert ist. Ich denke, ein politischer Mix aus einer Lockerung der Regulierungsschrauben und einer Senkung der Unternehmenssteuern könnte eine gute Voraussetzung für die Freisetzung des Wertpotenzials von Small- und Mid-Cap-Werten sein. Würden Sie dem zustimmen?
Grant Bowers: Auf jeden Fall. Meines Erachtens könnte die Rotation an den Aktienmärkten, die wir seit der ersten Zinssenkung der Fed im September beobachtet haben, ein Signal für eine breitere Marktbeteiligung sein. Die Glorreichen Sieben2 sind äußerst rentable, unglaubliche Unternehmen mit einer starken Wettbewerbsposition. Was die Anleger angeht, so hat die Outperformance einer so kleinen Gruppe von Mega-Cap-Unternehmen eine Chance für aktive Anlageverwalter geschaffen, die in der Lage sind, über die Benchmarks hinauszuschauen. Wir sehen das Jahr 2025 als ein Jahr, in dem die Marktbreite zunehmen wird und Small-, Mid- und Large-Cap-Unternehmen in den Mittelpunkt rücken werden.
Wir sehen verschiedene Katalysatoren, die diese Verbreiterung des Marktes auslösen könnten:
- Angesichts der moderaten Inflation kann die Fed die Zinsen auch 2025 senken.
- Trumps innenpolitische Agenda des „America First“ und die Reshoring-Trends könnten kleinen und mittelständischen US-Firmen zugutekommen.
- Die Wirtschaft geht in eine reifere Phase des Konjunkturzyklus über.
- Weniger Regulierung und politische Verschiebungen könnten Innovationen ankurbeln, Fusionen und Übernahmen begünstigen und für mehr Börsengänge sorgen.
Mid-Cap-Unternehmen sind attraktiv bewertet
Abbildung 2: Kurs-Gewinn-Verhältnis im Russell Mid-Cap Growth Index. Letzte 12 Monate im Vergleich zum Russell 1000 Growth Index

Quelle: FactSet. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein Indikator für die zukünftigen Renditen. Indizes werden nicht aktiv gemanagt und es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Gebühren, Kosten oder Ausgabeaufschläge sind in Indizes nicht berücksichtigt.
Jason Vaillancourt: 2024 konnten wir beobachten, dass führende Technologieunternehmen enorme Anstrengungen unternahmen, um bei der Entwicklung der grundlegenden Infrastruktur für generative künstliche Intelligenz (KI) ganz vorne dabei zu sein. Allmählich sehen wir, dass mehr Unternehmen KI-Tools einsetzen, um ihr Umsatzwachstum und ihre Margen anzukurbeln. Wie stufen Sie vor diesem Hintergrund die Aussichten für den Technologiesektor ein?
Grant Bowers: Wir denken, dass sich im Bereich der Technologie auch in Zukunft immense Chancen ergeben werden. Mit dem Ausbau und dem Fortschreiten von generativer KI stehen wir ganz am Anfang eines transformativen Wandels. Das Ausmaß und die Auswirkung dieser Investitionen werden mindestens ebenso wichtig sein wie frühere Veränderungen bei technologischen Plattformen, beispielsweise Cloud-Computing, Mobile Computing oder sogar die Entstehung des Internets. Die grundlegenden Investitionen, die heute getätigt werden, dürften eine Plattform schaffen, die in den kommenden Jahren unglaubliche Innovationen und Anwendungen unterstützt. Ganzheitlich betrachtet dürfte der Technologiesektor unseres Erachtens auch weiterhin von verstärkten Investitionen profitieren, denn die Unternehmen nutzen diesen Hebel, um ihre Kosten zu senken und ihre Produktivität zu steigern.
Jason Vaillancourt: In welchen Bereichen außerhalb des Technologiesektors erkennen Sie Gelegenheiten?
Grant Bowers: Wir sehen weiterhin erhebliches Wachstumspotenzial im Industriesektor, bedingt durch Trends wie das Reshoring des verarbeitenden Gewerbes in den USA, die Elektrifizierung und erhebliche Infrastrukturinvestitionen.
Die jüngsten politischen und regulatorischen Verschiebungen schaffen zwar komplizierte Rahmenbedingungen, doch langfristig schätzen wir die Aussichten für den Gesundheitssektor nach wie vor positiv ein. Wenn wir die kurzfristigen Turbulenzen außer Acht lassen, dann sehen wir weitreichende Innovationen (Genomik, Robotik, personalisierte Medizin) und bedeutende demografische Verschiebungen, die unsere Überzeugungen unterstützen.
Jason Vaillancourt: Wo erwarten Sie die wichtigsten regulatorischen Veränderungen, und welche Branchen dürften die größten Nutznießer dieser Veränderungen sein?
Grant Bowers: Die Deregulierung könnte den Energiesektor beeinflussen, denn die Produktion fossiler Brennstoffe könnte steigen, zudem könnte ein optimiertes Genehmigungsverfahren für Öl, Gas, Kohle und Erdgas ausgearbeitet werden. Außerdem könnten Offshore-Bohrungen und Kernenergie stärker unterstützt werden. Eine vollständige Aufhebung des Inflation Reduction Act scheint unwahrscheinlich, doch in verschiedenen Bereichen könnten die Ausgaben zurückgefahren werden, insbesondere bei Projekten für erneuerbare Energien.
Der Finanzsektor könnte ebenfalls profitieren, denn Deregulierung und niedrigere Steuern könnten den Gewinnen Auftrieb verleihen. Eine stärkere Wirtschaft und eine geringere Regulierungslast könnten dafür sorgen, dass Banken wieder verstärkt Kredite vergeben, und auch im Fintech-Bereich könnten die Innovationen zunehmen.
Jason Vaillancourt: Eine expansive Verhängung von Zöllen könnte zu Inflationsdruck führen und einen geldpolitischen Kurswechsel auslösen. Welche weiteren wirtschaftlichen Risiken behalten Sie im Blick?
Grant Bowers: Wir beobachten auch die Beschäftigungsdaten genau. Sie könnten durch politische Maßnahmen in den Bereichen Einwanderung, Handel und arbeitsrechtliche Bestimmungen beeinflusst werden. Außerdem achten wir darauf, wie sich das geopolitische Risiko auf die Märkte und auf unser Portfolio auswirken könnte. Allerdings sind wir Bottom-up-Fundamentalinvestoren, und unser Hauptaugenmerk liegt auf Investitionen in ausgezeichneten Unternehmen, die unseres Erachtens dank ihres hochwertigen Geschäfts gut aufgestellt sind, um von langfristigem Wachstum zu profitieren.
Jason Vaillancourt: Wie lautet Ihre Prognose für wachstums- und innovationsorientierte Investitionen im Jahr 2025?
Grant Bowers: Die technologischen Investitionen der vergangenen zehn Jahre sind unseres Erachtens die Bausteine für das goldene Zeitalter von Wachstum und Innovation. Cloud-Computing, Halbleiter, Rechenzentren, Mobile Computing und generative KI-Modelle – sie alle sind die Grundlagen für die nächste Welle unglaublicher Entdeckungen. Die ersten Auswirkungen werden vor allem im Technologiesektor zu spüren sein. Wenn jedoch die Tools und die Anwendungen mehr und mehr Verbreitung finden, dann werden die Vorteile der Kosteneinsparungen und der Produktivitätssteigerungen in allen Branchen zutage treten.
Wir sehen bereits jetzt, dass die ersten Anwendungen an Bedeutung gewinnen:
- Microsoft Copilot (ein KI-gestützter Assistent, der für Effizienz- und Produktivitätssteigerungen sorgen soll) hat mehr als 2,1 Millionen Nutzer und wird bereits von über 70 % der Fortune 500-Unternehmen eingesetzt.3
- Fortschritte bei KI-Agenten und KI-Chatbots: 2024 wurde KI-gestützte Technologie bei 60 % bis 70 % der Interaktionen mit Kunden eingesetzt.4
- Im Bereich autonomes Fahren werden rasante Fortschritte erzielt. Experten gehen davon aus, dass ab 2030 10 % der weltweit verkauften Neufahrzeuge selbst fahren werden.5
- Schätzungen zufolge könnte der globale Robotik-Markt von derzeit 25 Mrd. USD bis 2030 auf 160-260 Mrd. USD anwachsen. Im verarbeitenden Gewerbe, im Gesundheitssektor, im Einzelhandel und im Automobilsektor sorgen Innovationen im Bereich der Robotik schon heute für Produktivitätssteigerungen und Kostensenkungen.6
Mit Blick auf die nächsten drei bis fünf Jahre gehen wir davon aus, dass diese Fortschritte durch Effizienz- und Produktivitätssteigerungen allen Sektoren zugutekommen werden. Aus all diesen Gründen sollten wir die Veränderungen, die unsere Welt grundlegend umgestalten, mit Spannung und Optimismus sehen. Unseres Erachtens bieten sich Growth-Investoren derzeit einzigartige und äußerst günstige Gelegenheiten.
Fußnoten
- Quelle: „As Inflation Recedes, Global Economy Needs Policy Triple Pivot.“ Internationaler Währungsfonds. 22. Oktober 2024. Es kann nicht zugesichert werden, dass sich Prognosen, Schätzungen oder Hochrechnungen als richtig erweisen.
- Die „Glorreichen Sieben“ sind Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla.
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Quellen: „2024 release wave 2 launches with hundreds of Copilot capabilities“, Microsoft. 29. Oktober 2024. „Why nearly 70% of the Fortune 500 now use Microsoft 365 Copilot.“ Ignite 2024. 19. November 2024.
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„50+ AI Customer Service Statistics: Insights and Trends for 2025.“ Fluent Support. 14. Oktober 2024.
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Quelle: „Partially autonomous cars forecast to comprise 10% of new vehicle sales by 2030.“ Goldman Sachs. 19. August 2024. „Autonomous driving’s future: convenient and connected.“ 6. Januar 2023. McKinsey & Company. Es kann nicht zugesichert werden, dass sich Prognosen, Schätzungen oder Hochrechnungen als richtig erweisen.
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Quelle: „Robotics Outlook 2030: How Intelligence and Mobility Will Shape the Future.“ Industrial Goods. 28. Juni 2021.
WO LIEGEN DIE RISIKEN?
Alle Anlagen sind mit Risiken verbunden, einschließlich des möglichen Verlusts des Anlagekapitals.
Beteiligungspapiere unterliegen Kursschwankungen und sind mit dem Risiko des Kapitalverlusts verbunden.
Die Risiken und die Volatilität bei Small-Cap- und Mid-Cap-Aktien sind größer als bei Large-Cap-Aktien.
Anlagestrategien, die darin bestehen, thematische Anlagechancen zu identifizieren, und ihre Wertentwicklung können beeinträchtigt werden, wenn der Anlageverwalter die tatsächlichen Chancen nicht erkennt oder wenn sich das Thema auf nicht erwartete Weise entwickelt. Die Konzentration von Anlagen auf die Sektoren Gesundheitswesen, Informationstechnologie (IT) und/oder technologiebezogene Branchen birgt viel größere Risiken im Zusammenhang mit ungünstigen Entwicklungen und Kursbewegungen in diesen Branchen als eine Strategie, mit der in eine breitere Palette von Branchen investiert wird.
Alle Unternehmen und/oder Fallstudien im vorliegenden Dokument dienen lediglich der Veranschaulichung. Eine Anlage wird derzeit nicht unbedingt in einem von Franklin Templeton empfohlenen Portfolio gehalten. Die bereitgestellten Informationen stellen weder eine Empfehlung noch eine individuelle Anlageberatung in Bezug auf bestimmte Wertpapiere, Strategien oder Anlageprodukte dar und sind kein Hinweis auf Handelsabsichten für ein durch Franklin Templeton verwaltetes Portfolio.
