AUTOREN

Francis Gannon
Co-Chief Investment Officer, Managing Director
„Im Jahr 2025 rechnen wir mit einer historisch gesehen typischeren Volatilität. Wir halten es jedoch für wichtig, unsere AnlegerInnen ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass wir eine erhöhte Volatilität nicht aus der konventionellen Perspektive des Risikos betrachten, sondern aus der längerfristigen Perspektive der Chancen.“
Kernpunkte:
- Volatilität erzeugt Chancen: Ein Anstieg der Volatilität im Jahr 2025 ist eher als Chance denn als Bedrohung anzusehen.
- Gebrauchsgüter: Unternehmen im Gebrauchsgütersektor, die hochpreisige Produkte wie Wohnmobile und Boote herstellen, könnten von einer Belebung der Nachfrage profitieren.
- Ausgaben der mittleren und unteren Einkommensgruppen: Bei VerbraucherInnen mit mittlerem und niedrigem Einkommen wird mit einem möglichen Anstieg der Ausgaben gerechnet.
- Erdgasnachfrage: Aufgrund des gestiegenen Strombedarfs wird die Nachfrage nach Erdgas voraussichtlich spürbar steigen.
Zum Jahreswechsel 2025 wurden die PortfoliomanagerInnen von Royce Investment Partners zu ihren Einschätzungen bezüglich der möglichen Entwicklung von Small Caps aus den USA befragt. Co-Chief Investment Officer Francis Gannon sowie die PortfoliomanagerInnen Lauren Romeo, Miles Lewis und Brendan Hartman erläutern ihre Ansichten zur Marktdynamik und zu Marktchancen.
Volatilität erzeugt Chancen
Francis Gannon hebt hervor, dass nach einem relativ ruhigen Jahr 2024 im Jahr 2025 wieder mit einer eher typischen höheren Volatilität zu rechnen ist. Allerdings sieht er diesen Anstieg der Volatilität nicht als Bedrohung, sondern vielmehr als Chance. „Wir betrachten eine erhöhte Volatilität nicht aus der konventionellen Perspektive des Risikos, sondern aus der längerfristigen Perspektive der Chancen“, erklärt Gannon.
Daten aus der Vergangenheit sprechen für diese These, denn Phasen erhöhter Volatilität führten häufig zu überdurchschnittlichen Renditen für Small Caps.
Gebrauchsgütersektor
Lauren Romeo weist auf den möglichen Aufschwung im Gebrauchsgütersektor hin. Unternehmen, die hochpreisige Produkte wie Wohnmobile und Boote herstellen, stehen aufgrund der veränderten Konsumausgaben nach der Pandemie vor Herausforderungen. Allerdings glaubt sie, dass die Nachfrage die Talsohle erreicht hat und 2025 aufgrund von Faktoren wie einer wachstumsfördernden Wirtschaftspolitik und dem bevorstehenden Austauschzyklus für Produkte, die während der Pandemie verkauft wurden, wieder zunehmen könnte.
Laut Romeo profitierten viele dieser Unternehmen während der Pandemie von einem deutlichen Anstieg der Nachfrage, doch in mehreren Branchen sind die Umsätze aufgrund der Umverteilung der frei verfügbaren Ausgaben der VerbraucherInnen von Produkten hin zu Dienstleistungen (z. B. Reisen und Unterhaltung) nach der Pandemie eingebrochen. Hinzu kommen die anhaltend höheren Zinsen, die ihren Ursprung im Jahr 2022 haben, als die Federal Reserve versuchte, die Inflation zu senken.
Als Reaktion darauf haben die Hersteller von teuren Gebrauchsgütern und ihre Händler in den letzten 18 Monaten ihre Lagerbestände abgebaut und Kostensenkungen vorgenommen. Nach Gesprächen mit den Geschäftsführungen einiger betroffener Unternehmen sowie mit Akteuren in den entsprechenden Lieferketten der Branche scheint die Nachfrage die Talsohle erreicht zu haben.
Der Wegfall des US-Wahlüberhangs und mehrere wachstumsfördernde wirtschaftspolitische Maßnahmen, die von der neuen Trump-Regierung angestrebt werden, wie Deregulierung, Rückverlagerung und Verlängerung oder Ausweitung von Steuersenkungen für Privatpersonen und Unternehmen, könnten das Verbrauchervertrauen stärken. Vorausgesetzt, die Inflation bleibt unter Kontrolle, könnte all dies die aufgeschobenen Ausgaben für große Anschaffungen ankurbeln.
Hinzu kommt, dass Produkte wie Wohnmobile und Motorboote, die während der Pandemie verkauft wurden, nun fast fünf Jahre in Gebrauch sind. In diesem Zeitraum möchten die Eigentümer häufig etwas Neues anschaffen oder auf ein neueres Modell umsteigen. Überdies ist die potenzielle Flotte für ein Upgrade größer als in der Vergangenheit, da die Pandemie zu einem überdurchschnittlich hohen Zustrom von Erstkäufern geführt hat, die Neulinge auf diesem Gebiet waren.
Diejenigen Unternehmen, die sowohl marktbeherrschende Zulieferer der großen Marken sind als auch über ein erhebliches Gewinnpotenzial durch eine verbesserte Auslastung der Fabriken und/oder dauerhafte Kostensenkungsmaßnahmen während des Abschwungs verfügen, dürften von einer Belebung der endkundenseitigen Nachfrage im Jahr 2025 profitieren.
Ausgaben der mittleren und unteren Einkommensgruppen
Miles Lewis weist auf einen möglichen Anstieg der Ausgaben der Verbrauchergruppe mit mittlerem und niedrigem Einkommen hin. Diese Gruppen sind am stärksten von der Inflation und den höheren Zinssätzen betroffen. Allerdings könnten sinkende Benzin- und Lebensmittelpreise sowie niedrigere Wohnkosten in Verbindung mit einem Anstieg des Realeinkommens im Jahr 2025 zu einer Veränderung des Ausgabeverhaltens führen.3
Lewis erklärt: „2025 könnte unserer Meinung nach ein Wendepunkt für die Ausgaben der einkommensschwächeren Hälfte der Bevölkerung sein. Die Auswirkungen der Inflation sind allgemein bekannt. Wir sind jedoch der Meinung, dass bestimmte Bereiche wichtiger sind als andere, und in jedem dieser Bereiche sind weitere Verbesserungen zu verzeichnen: Die Benzinpreise sind auf das Niveau von 2021 gesunken – weit unter die Höchststände von 2022 und die anhaltend hohen Preisniveaus von 2023 – und werden voraussichtlich auch nach dem Amtsantritt der neuen Regierung weiter sinken.“
Ähnlich verhält es sich mit der Teuerung der Lebensmittelpreise. Den jüngsten Daten zufolge ist sie nur um 2,4 % gestiegen, verglichen mit einem Höchstwert von mehr als 11 % im Jahr 2022. Verschiedene Hersteller von Lebensmittelverpackungen berichten, dass ihre Kunden (Hersteller von verpackten Lebensmitteln) ihre Absatzzahlen durch niedrigere Preise steigern wollen, nachdem sie jahrelang auf den Preis gesetzt haben, um ihre Umsätze zu steigern. Dies führt zu kontinuierlichen Preissenkungen und entlastet VerbraucherInnen mit mittlerem und niedrigem Einkommen.
Auch die Wohnkosten befinden sich weiterhin im Sinkflug und werden angesichts der verzögerten Effekte von amtlichen Daten im Vergleich zu Echtzeitindikatoren wahrscheinlich weiter zurückgehen. Diese positive Entwicklung geht mit einem kontinuierlichen Anstieg des Realeinkommens der VerbraucherInnen in den USA einher.
Dieser Aufschwung hat in den letzten Monaten in einem günstigen Klima mit niedriger Arbeitslosigkeit, niedrigeren Zinssätzen, wachsendem Vertrauen bei VerbraucherInnen und Kleinunternehmen sowie geringen Kreditkartenausfällen, die im dritten Quartal 2024 gegenüber dem zweiten Quartal 2024 leicht rückläufig waren, weiter an Fahrt aufgenommen.
Erdgasnachfrage
Brendan Hartman erkennt in der wachsenden Nachfrage nach Erdgas, die durch den Bedarf an neuen Kapazitäten zur Stromerzeugung befeuert wird, Chancen. Investitionen in Rechenzentren, moderne Fertigungsverfahren und Elektrifizierung dürften in den nächsten fünf Jahren zu einem jährlichen Anstieg des Energiebedarfs in Spitzenzeiten um 3 % führen. Aufgrund der großen Erdgasreserven in den USA und der kürzeren Vorlaufzeiten eignet sich Erdgas gut, um diesen Bedarf zu decken.4
Hartman erklärt: „Der Strombedarf in den USA steigt, nachdem das jährliche Wachstum von Erdgas zwei Jahrzehnte lang unter 1 % lag. Laut offiziellen Prognosen der North American Electric Reliability Corporation, der Federal Energy Regulatory Commission und staatlicher Prognoseinstitute wird die Nachfrage nach Strom in Spitzenzeiten in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich um 3 % pro Jahr steigen.“
Ursache für diesen rasanten Anstieg der Nachfrage sind die gleichzeitig getätigten erheblichen Investitionen in Rechenzentren, die für die Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz benötigt werden, in die moderne Fertigung für die heimische Halbleiterproduktion und in die Elektrifizierung, die zur Erzeugung höherer Energiemengen erforderlich ist.
Ein jährliches Nachfragewachstum von 3 % mag zwar gering erscheinen, bedeutet aber einen erheblichen Bedarf an neuen Stromerzeugungs- und Übertragungskapazitäten. Derzeit wird mit Hochdruck nach schnelleren Quellen zur Stromerzeugung gesucht, da es bis zu vier Jahre dauern kann, bis eine neue Stromquelle ans Netz geht.
Angesichts der großen Erdgasvorkommen in den USA und der Verfügbarkeit von tragbaren, erdgasbetriebenen Generatoren und kleinen Gasturbinen, die im Vergleich zu anderen Formen der Stromerzeugung viel schneller in Betrieb genommen werden können, hat sich Erdgas als vielversprechende Möglichkeit zur Deckung des Strombedarfs herauskristallisiert.
Stationäre Gasturbinen mit hoher Kapazität, Kernreaktoren und Solaranlagen werden trotz ihrer attraktiven Wirtschaftlichkeit durch Verzögerungen bei der Genehmigung und administrative Engpässe im Zusammenhang mit der Anbindung an das Stromnetz ausgebremst.
Volatilität und Marktdynamik
Francis Gannon beleuchtet die interessante Dynamik des US-Aktienmarktes im Jahr 2024, insbesondere in Bezug auf Small Caps im zweiten Halbjahr. Der relative Rückgang der Volatilität war bei Large Caps gemessen am VIX – dem CBOE Volatility Index, der die Markterwartungen hinsichtlich der relativen Stärke kurzfristiger Kursänderungen im S&P 500 Index („SPX“) abbildet – sogar noch ausgeprägter.
Der VIX wird häufig als „Angstindex“ bezeichnet und leitet sich aus den Notierungen von SPX-Optionen mit kurzfristigen Fälligkeitsterminen ab. Er generiert eine 30-Tage-Volatilitätsprognose, ein Maß für die Geschwindigkeit, mit der sich Aktienkurse ändern.
Bei Small Caps war der Prozentsatz der Handelstage mit Ausschlägen von mindestens 1 % im Russell 2000 Index im Jahr 2024 geringfügig niedriger, was ein weiteres Zeichen für eine geringere Volatilität ist. Der Durchschnitt des Small-Cap-Index lag in den letzten 25 Jahren bei 42 % der Tage mit solchen Ausschlägen. Seit Jahresbeginn bis zum 11. Dezember 2024 verzeichnete der Russell Index an 41 % bzw. 98 von 239 Tagen Schwankungen von 1 % oder mehr.
Gannon weiter: „Unsere mehr als fünf Jahrzehnte währenden Investitionen in Small Caps lehren uns, dass dieser Zustand, so willkommen er auch sein mag, ungeachtet der Anlageklasse ein Ende haben wird. Im Jahr 2025 rechnen wir mit einer historisch gesehen typischeren Volatilität. Wir halten es jedoch für wichtig, unsere AnlegerInnen ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass wir eine erhöhte Volatilität nicht aus der konventionellen Perspektive des Risikos betrachten, sondern aus der längerfristigen Perspektive der Chancen. Als risikoscheue und wertorientierte langfristige Anleger versuchen wir stets, kurzfristige Volatilität zu unserem langfristigen Vorteil zu nutzen.“
In der Vergangenheit haben Small Caps außerdem nach Phasen erhöhter Volatilität regelmäßig überdurchschnittliche Renditen erwirtschaftet. Royce Investment Partners hat anhand von monatlich rollierenden Renditespannen für den Volatilitätsindex die durchschnittlichen annualisierten Renditen des Russell 2000 und des Russell 1000 für Large Caps auf Zeiträume analysiert, in denen der VIX erhöht war.
Wir haben festgestellt, dass der Prozentsatz der Zeiträume, in denen der Russell 2000 höhere durchschnittliche annualisierte 3-Jahres-Renditen als der Russell 1000 aufwies, nach Zeiten stärkerer Volatilität am höchsten war. Aufgrund dieser Tatsache in Verbindung mit der beeindruckenden absoluten und relativen Stärke von Small Caps im zweiten Halbjahr 2024 blicken wir vorsichtig optimistisch auf das Jahr 2025.
Definitionen
Der Russell 1000 Index ist ein nicht verwalteter, kapitalisierungsgewichteter Index für inländische Large-Cap-Aktien. Er misst die Wertentwicklung der 1.000 größten börsennotierten US-Unternehmen im Russell 3000 Index.
Der Russell 2000 Index ist ein Index für inländische Small-Cap-Aktien, der die Wertentwicklung der 2.000 kleinsten börsennotierten US-Unternehmen im Russell 3000 Index misst.
Der Standard & Poor's® 500 Index (S&P 500®) ist ein nach der Marktkapitalisierung gewichteter Index, der 500 Titel umfasst und die Wertentwicklung des US-Aktienmarkts als Ganzes erfasst.
VIX ist das Ticker-Symbol und der gängige Name des CBOE Volatility Index der Chicago Board Options Exchange, ein beliebter Indikator für die Volatilitätserwartungen am Aktienmarkt, der auf S&P 500 Indexoptionen basiert.
WO LIEGEN DIE RISIKEN?
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Die Risiken und die Volatilität bei Small-Cap- und Mid-Cap-Aktien sind größer als bei Large-Cap-Aktien.
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