AUTOREN

Shane Hurst, CFA
Portfolio Manager
ClearBridge Investments

Simon Ong
Portfolio Manager
ClearBridge Investments

Bradley Fraser
Portfolio Analyst
ClearBridge Investments
Die wichtigsten Punkte
- Börsennotierte Infrastruktur hat sich in letzter Zeit im Vergleich zu Aktien stark entwickelt. Trotzdem sind ihre Bewertungen auf risikobereinigter Basis immer noch attraktiv, wobei es auf Ebene der Teilsektoren einige Unterschiede gibt.
- Der Ausblick für Versorgungsunternehmen ist weiterhin positiv, sie dürften kaum von Zöllen betroffen sein. Stromversorger gewinnen im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz (KI) und der wachsenden Zahl von Rechenzentren weiterhin neue Aufträge, insbesondere in Nordamerika.
- Im Transportbereich verzeichnet der europäische Markt für Flüge nach Europa ein starkes Wachstum, wohingegen die Zahl der Flüge von Europa in die USA geringer ist als vor einem Jahr. Mautstraßen werden trotz erheblicher Preiserhöhungen weiterhin stark genutzt. Daran zeigt sich, welchen Wert die VerbraucherInnen der Zeitersparnis beimessen, die diese Straßen bieten.
Versorgungsunternehmen sind von Zöllen nicht betroffen und decken den KI-Strombedarf
Nach der Ankündigung von Gegenzöllen durch US-Präsident Donald Trump am 2. April hat die Volatilität zugenommen: Der S&P 500 Index sackte im Monatsverlauf vom Höchststand bis zum Tiefststand um 15 % ab. Anschließend erholte er sich wieder kräftig, als Trump eine 90-tägige Zollpause ankündigte, um seinem Kabinett Verhandlungen über Handelsabkommen mit anderen Ländern zu ermöglichen.
Vor diesem Hintergrund hat die Anlageklasse der börsennotierten Infrastruktur Resilienz bewiesen und verzeichnete vor der jüngsten politischen Kehrtwende eine gute relative Wertentwicklung. Der S&P Global Infrastructure Index hat vom Jahresbeginn bis Ende April um 8 % zugelegt, wohingegen der S&P 500 Index 5 % verloren hat.1 Genau diesen Schutz vor Kursverlusten erwarten wir von börsennotierter Infrastruktur. Trotz dieser starken Performance sind die Bewertungen auf risikobereinigter Basis nach wie vor attraktiv, wobei es auf Ebene der Teilsektoren einige Unterschiede gibt, die unserer Ansicht nach beobachtet werden sollten.
Der Ausblick für Versorgungsunternehmen (Strom-, Gas- oder Wasserversorger) ist weiterhin positiv, sie dürften kaum von Zöllen betroffen sein. Diese Unternehmen beliefern vorrangig den heimischen Markt und sind somit nicht direkt vom internationalen Handel abhängig. Es ist möglich, dass einzelne Elemente in der Lieferkette eines US-Versorgungsunternehmens aus dem Ausland bezogen werden, beispielsweise elektronische Bauteile, doch in unseren Gesprächen haben die Managementteams der Unternehmen betont, dass das Risiko relativ gering ist. Die Versorgungsunternehmen werden ihre Lieferketten weiter umstrukturieren und nach unserer Einschätzung werden sie in der Lage sein, eine etwaige zollbedingte Kosteninflation über die Mechanismen der von den Regulierungsbehörden genehmigten Renditen an die VerbraucherInnen weiterzugeben.
Blicken wir über das Thema Zölle hinaus: Stromversorger gewinnen im Zusammenhang mit (KI) und der wachsenden Zahl von Rechenzentren weiterhin neue Aufträge, insbesondere in Nordamerika. Verschiedene Versorger haben in letzter Zeit Rechenzentren-Projekte angekündigt und ihre Gewinnprognosen entsprechend nach oben korrigiert. Beispielsweise kündigte ein US-Hyperscaler im Dezember den Bau eines Rechenzentrums im Norden des US-Bundesstaates Louisiana für 10 Mrd. USD an. Zur Deckung des Energiebedarfs wird ein Stromversorger neue Gaskraftwerke bauen. Aus dem Kreis der von uns analysierten Versorgungsunternehmen wurden in letzter Zeit viele solche Geschäftsmöglichkeiten angekündigt.
Der Gasversorgungssektor profitiert ebenfalls vom Thema der KI-Rechenzentren. Die Erkenntnis, dass Gas noch viele Jahrzehnte lang eine wichtige Rolle für eine stabile Grundlaststromerzeugung spielen wird, setzt sich zunehmend durch, und der Umstand, dass KI-Rechenzentren in Betrieb genommen werden und mehr Energie benötigen, ist dafür maßgeblich. Gaspipeline-Unternehmen bauen ihre Netze aus, um diese Nachfrage zu bedienen. Abgesehen von KI-Rechenzentren herrscht bei Gas auch ein strukturelles Nachfragewachstum, das auf die steigenden LNG-Exporte und den Umstieg von Kohle auf Gas zurückzuführen ist. Die Öl- und Gastransporte zwischen Kanada und den USA sind im Rahmen des geltenden USMCA-Handelsabkommens von Zöllen befreit.2
Was erneuerbare Energien angeht, so erhofft man sich in den kommenden Monaten im Zuge der US-Haushaltsabstimmung mehr Klarheit über das Schicksal der US-Steuergutschriften für erneuerbare Energien. In unserem Basisszenario gehen wir davon aus, dass die Steuergutschrift auf Basis der Produktion im Bereich Windkraft und die Steuergutschrift auf Basis der Investitionen im Bereich Solarenergie allmählich auslaufen werden. Angesichts der positiven Haltung der US-Regierung gegenüber fossilen Brennstoffen ist jedoch auch denkbar, dass die Gutschriften komplett gestrichen werden. In jedem Fall gehen wir allerdings nicht davon aus, dass sich die Wachstumsaussichten der Onshore-Wind- und Solarenergiebranche wesentlich ändern werden, da sie weiterhin von den Zielvorgaben und wirtschaftlichen Überlegungen der einzelnen Bundesstaaten abhängen.
Uneinheitliches Bild bei vom Bruttoinlandsprodukt abhängigen Sektoren
Der nordamerikanische Schienengüterverkehr verzeichnete im ersten Quartal 2025 ein hohes Volumen, ausgelöst durch die Vorzieheffekte bei der Nachfrage vor der Verhängung der US-Zölle. Wir weisen jedoch darauf hin, dass die in US-Häfen ankommenden Schiffsladungen aus China seit der Eskalation der Handelsspannungen im April um mehr als 30 % eingebrochen sind (Stand: 9. Mai). Die Aussichten der Frachtbranche für den Rest des Jahres 2025 sind ungewiss und hängen größtenteils von der weiteren Entwicklung der Handelsgespräche ab. Sollten China und die USA rasch ein Handelsabkommen schließen, könnte dies als starker positiver Impulsgeber für die Branche wirken, zumal die Bewertungen aktuell angeschlagen sind. Doch höhere Zölle als vor dem 2. April dürften bei ansonsten gleichen Bedingungen das Handels- und Schienenfrachtvolumen belasten.
Der europäische Markt für Flüge nach Europa verzeichnet ein starkes Wachstum: Im Zeitraum Mai bis Juni sind die Buchungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 7 % gestiegen. Der Ausblick für Transatlantikflüge ist jedoch gemischt, da Reisen in die USA derzeit nicht attraktiv sind. Während sich bei Reisen aus den USA nach Europa ein Wachstum von 2 % gegenüber dem Vorjahr abzeichnet, ist bei Reisen aus Europa in die USA aktuell ein Minus von 2 % gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen.
Unterdessen ist der Verkehr auf Mautstraßen ungebrochen hoch. Die Nachfrage erweist sich gegenüber den beträchtlichen Preiserhöhungen in wichtigen Märkten wie Toronto, Dallas–Fort Worth, Virginia und North Carolina als unelastisch. Daran zeigt sich, welchen Wert die VerbraucherInnen der Zeitersparnis beimessen, die Mautstraßen bieten, insbesondere in von Staus geprägten Märkten.
Bewertungen und Fundamentaldaten von Infrastrukturanlagen sind attraktiv
In Zeiten wie diesen, in denen erhöhte Unsicherheit und Volatilität herrschen, erwarten wir allgemein eine resiliente Entwicklung von Infrastrukturanlagen. Nun sind die Bewertungen attraktiv und die Fundamentaldaten erfreulich. Diese Widerstandsfähigkeit dürfte die Attraktivität börsennotierter Infrastruktur weiter verstärken.
Fußnoten
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Der S&P Global Infrastructure Index enthält 75 Unternehmen aus der ganzen Welt, die so ausgewählt werden, dass sie die Branche börsennotierter Infrastrukturunternehmen repräsentieren und gleichzeitig Liquidität und Handelbarkeit gewährleistet sind. Indizes werden nicht gemanagt und es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Gebühren, Kosten oder Ausgabeaufschläge sind in Indizes nicht berücksichtigt. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein Indikator für die zukünftigen Renditen.
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Das United States-Mexico-Canada Agreement (USMCA) trat am 1. Juli 2020 in Kraft. Es ersetzte das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) und ist für nordamerikanische Beschäftigte, LandwirtInnen, ViehzüchterInnen und Unternehmen gleichermaßen von Vorteil. Das USMCA sorgt für einen ausgewogeneren gegenseitigen Handel und unterstützt damit gut bezahlte Arbeitsplätze für AmerikanerInnen und das Wachstum der nordamerikanischen Wirtschaft.
WO LIEGEN DIE RISIKEN?
Alle Anlagen sind mit Risiken verbunden, ein Verlust des Anlagekapitals ist möglich. Investoren können nicht direkt in einen Index investieren. Gebühren, Kosten oder Ausgabeaufschläge sind in den Renditen nicht aktiv gemanagter Indizes nicht berücksichtigt. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein Indikator für die zukünftigen Renditen.
Beteiligungspapiere unterliegen Kursschwankungen und sind mit dem Risiko des Kapitalverlusts verbunden.
Internationale Anlagen sind mit besonderen Risiken verbunden. Hierzu gehören Währungsschwankungen sowie gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Unsicherheiten, die zu erhöhter Volatilität führen können. Diese Risiken sind in Schwellenländern noch größer.
Rohstoffe und Währungen sind mit erhöhten Risiken verbunden, zu denen unter anderem Marktrisiken und politische Risiken, das Regulierungsrisiko sowie Risiken im Zusammenhang mit naturgegebenen Bedingungen gehören, sodass sie unter Umständen nicht für alle Anleger geeignet sind.
Diversifizierung ist keine Garantie für Gewinne und bietet keinen Schutz vor Verlusten. Dividenden können schwanken und sind nicht garantiert, und ein Unternehmen kann seine Dividende jederzeit kürzen oder streichen.
Unternehmen im Infrastruktursektor können einer Vielzahl von Faktoren ausgesetzt sein, darunter hohe Zinskosten, hohe Verschuldung, die Auswirkungen von Konjunkturabschwüngen, verschärfter Wettbewerb und die Auswirkungen staatlicher und regulatorischer Maßnahmen und Praktiken.
Anlagestrategien, die darin bestehen, thematische Anlagechancen zu identifizieren, und ihre Wertentwicklung können beeinträchtigt werden, wenn der Anlageverwalter die tatsächlichen Chancen nicht erkennt oder wenn sich das Thema auf nicht erwartete Weise entwickelt. Die Konzentration von Anlagen auf den Sektor Informationstechnologie (IT) sowie auf technologiebezogene Branchen birgt viel größere Risiken ungünstiger Entwicklungen und Kursbewegungen in diesen Branchen als eine Strategie, mit der in eine breitere Palette von Branchen investiert wird.
Alle Unternehmen und/oder Fallstudien im vorliegenden Dokument dienen lediglich der Veranschaulichung. Eine entsprechende Anlage wird derzeit nicht unbedingt in einem von Franklin Templeton empfohlenen Portfolio gehalten. Die bereitgestellten Informationen stellen weder eine Empfehlung noch eine individuelle Anlageberatung in Bezug auf bestimmte Wertpapiere, Strategien oder Anlageprodukte dar und sind kein Hinweis auf Handelsabsichten für ein durch Franklin Templeton verwaltetes Portfolio.
WF: 5426649

