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Zu Beginn des Jahres 2025 möchte ich vier Schwerpunktthemen aufgreifen, die meiner Meinung nach die Entwicklung der Wirtschaft und der Finanzmärkte in den nächsten 12 Monaten und danach prägen werden. Diese Themen spiegeln zum Teil Aspekte wider, die ich bereits vor über einem Jahr angesprochen habe. Die Tatsache, dass sie sich in den letzten 12 Monaten so entwickelt haben, wie ich es erwartet hatte, bestärkt mich in meiner Überzeugung, dass sie in diesem neuen Jahr noch relevanter werden.

  1. Mein erstes Thema für 2025 ist erneut ein Realitätscheck der Fiskalpolitik und ihrer Auswirkungen auf Inflation und Anleiherenditen. Seit 2007, dem Ausbruch der globalen Finanzkrise, sind die Staatsausgaben und die Staatsverschuldung in den westlichen Ländern massiv gestiegen. Die Schuldenquote hat sich in den USA verdoppelt und im Vereinigten Königreich hat sie sich sogar mehr als verdoppelt. Sie liegt nun in allen G7-Ländern außer Deutschland bei über 100 %. Für die Regierungen in Europa führt diese hohe Schuldenlast allmählich zu einer ernsthaften Einschränkung ihrer Handlungsfähigkeit, auch bei wichtigen Prioritäten wie der Energiewende. In den USA betrug das Defizit im vergangenen Jahr fast 2 Bio. USD, und die Wahlversprechen von Präsident Trump würden es noch weiter in die Höhe treiben. Höchstwahrscheinlich werden diese Versprechen teilweise zurückgenommen werden müssen, aber selbst dann wird es schwierig sein, das Defizit ohne einige sehr harte Entscheidungen in Bezug auf die Sozialversicherung und das Gesundheitswesen deutlich zu verkleinern.

Zwar ist das Ziel der neuen Regierung, die Effizienz der Regierung zu verbessern, lobenswert, doch machen die nicht verteidigungsbezogenen Ausgaben bereits einen zu geringen Anteil des Haushalts aus – sie belaufen sich auf weniger als 1 Bio. USD. Aufgrund der hohen Zinssätze und der hohen Verschuldung belasten die Zinsausgaben den Haushalt stärker als noch vor wenigen Jahren (die Zinsausgaben haben sich auf 3 % des BIP verdoppelt). Früher oder später werden Maßnahmen in Bezug auf die Forderungen notwendig sein. Im Jahr 2025 wird es jedoch höchstwahrscheinlich immer noch ein sehr großes Defizit geben, und eine so lockere Fiskalpolitik in einer Wirtschaft, die bereits schnell wächst, wird den Inflationsdruck aufrechterhalten – meines Erachtens ist dies ein Hauptgrund dafür, dass die Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung in den letzten Monaten ins Stocken geraten sind. Die Finanzmärkte scheinen sich mit der Tatsache abzufinden, dass der Abbau der Defizite in den kommenden Jahren sehr schwierig sein wird – was einen stärkeren Aufwärtsdruck auf die Renditen von Staatsanleihen bedeutet, der sowohl von der hartnäckigen Inflation als auch vom hohen Emissionsbedarf ausgeht. 

  1. Mein zweites Thema ist ein Realitätscheck zur Normalisierung der Geldpolitik. Anfang letzten Jahres vertrat ich bereits die Ansicht, dass der Lockerungszyklus der US-Notenbank (Fed) kurz und nicht sehr ausgeprägt sein würde, mit höchstens 125 bis 150 Basispunkten Lockerung. Mittlerweile glaube ich, dass es sogar noch weniger Basispunkte sein könnten. Die Fed hat letzten Monat signalisiert, dass sie in diesem Jahr nur noch zwei weitere Zinssenkungen erwartet. Ich habe jedoch den Eindruck, dass dieser Lockerungszyklus immer mehr nach einer längeren Pause, wenn nicht sogar nach einem vollständigen Ende aussieht. Aus dem gerade veröffentlichten Beschäftigungsbericht für Dezember geht hervor, dass der Arbeitsmarkt weiterhin stark ist. Die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft übertraf mit 256.000 Beschäftigten erneut die Erwartungen, die Arbeitslosenquote ging bei unveränderter Erwerbsbeteiligung auf 4,1 % zurück und die Dynamik des Lohnwachstums bleibt mit etwa 4 % in den letzten drei und sechs Monaten hoch. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Fiskalpolitik und die Inflationsentwicklung gestalten werden, aber sollten wir weiterhin solche Zahlen verzeichnen, wird die Fed in eine zunehmend schwierige Lage geraten.

Dies bestärkt mich auch in meiner seit langem bestehenden Überzeugung, dass weder die Leitzinsen noch die Anleiherenditen auf die außergewöhnlich niedrigen Stände zurückkehren werden, die wir zwischen der globalen Finanzkrise und der Pandemie erlebt haben. Diese sehr niedrigen Werte waren nicht die neue Normalität, sondern eine historische Anomalie. Wir sollten stattdessen einen Blick auf die Jahrzehnte vor der globalen Finanzkrise werfen. Dies würde bedeuten, dass der neutrale Leitzins – wie ich bereits argumentiert habe – wahrscheinlich bei etwa 4 % liegt und dass die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen unter normalen Umständen bei mindestens 5 % liegen würden.

  1. Mein drittes Thema für dieses Jahr ist das Produktivitätswachstum und die Unterscheidung zwischen dem tatsächlichen Nutzen und dem Hype bei technologischen Innovationen, insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI). Der Hype um generative KI (GenKI) ist inzwischen so weit von der Realität entfernt, dass eine Korrektur der Erwartungen unvermeidlich scheint. Bis GenKI die Produktivität auf Makroebene spürbar steigern kann, sind noch viele weitere Fortschritte erforderlich. Besonders wichtig ist dabei die Lösung des Problems der Halluzinationen.

Inzwischen sieht es jedoch so aus, als würden die Initiativen der Unternehmen zur Einführung früherer Wellen digitaler Innovationen und KI, einschließlich maschinellem Lernen und Robotik, allmählich Früchte tragen. Das Produktivitätswachstum in den USA lag in den fünf Quartalen, die im dritten Quartal 2024 endeten, bei durchschnittlich 2,5 %, verglichen mit 1,5 % in den vorangegangenen zehn Jahren. Eine schnelle Produktivitätssteigerung könnte dazu beitragen, die US-Wirtschaft auf einen stärkeren Wachstumskurs zu führen – und das wiederum impliziert höhere Realzinsen.

Die Disinflation ist in den letzten Monaten zum Stillstand gekommen

2019–2024

Quellen: BEA, BLS, Macrobond. Analyse von Franklin Templeton Fixed Income Research. Stand: 13. Januar 2025. Supercore ist eine Methode zur Messung der Inflation, bei der Lebensmittel-, Energie- und Wohnkosten nicht berücksichtigt werden.

  1. Mein viertes Thema ist die gestiegene Unsicherheit und Volatilität. Es gibt viele schwierige Abwägungen, die 2025 getroffen werden müssen. Beginnen wir mit dem Kurs der neuen US-Regierung: Einige von Trumps Wahlversprechen in Bezug auf die Fiskalpolitik und Zölle lassen sich nur schwer mit den Zielen eines stärkeren Wachstums und niedrigerer Preise vereinbaren. Das Gleiche gilt für die Einwanderung. Zwar halte ich Massenabschiebungen für unwahrscheinlich, aber wenn sie tatsächlich umgesetzt würden, hätten sie negative Auswirkungen auf Wachstum und Inflation. Auf weltpolitischer Ebene setzt sich der wiederauflebende Trend zum Protektionismus und Nationalismus fort, wird aber nun durch die Kosten der Deglobalisierung gebremst. Unternehmen werden sich weiterhin intensiv um die Umstrukturierung ihrer Lieferketten bemühen müssen, um ein besseres Gleichgewicht zwischen den Effizienzvorteilen der Globalisierung und den Risiken, die sich aus den zahlreichen potenziellen Störungen ergeben, zu finden. Wie diese Kompromisse letztendlich aussehen werden, birgt eine erhebliche Unsicherheit. All dies geschieht vor dem Hintergrund anhaltend hoher geopolitischer Spannungen, von der Ukraine über Taiwan bis zum Nahen Osten. Dies überschneidet sich mit der Neujustierung der globalen Wirtschaftsmacht: Meiner Meinung nach werden die USA auch 2025 das globale Wirtschaftswachstum dominieren, während Europa zu kämpfen haben wird. Indien dürfte seine starke Entwicklung fortsetzen, während China wahrscheinlich weiterhin mit erheblichen Hürden ringen wird.

Zusammenfassend erwarte ich, dass die US-Wirtschaft mit 2,5 % oder mehr über ihrem Potenzial und deutlich über den Konsenserwartungen wachsen wird. Der Kernindex für die persönlichen Konsumausgaben (PCE) und der Verbraucherpreisindex (VPI) werden 2025 wahrscheinlich auf einem ähnlichen Niveau wie Ende 2024 liegen, ebenfalls deutlich über den Konsenserwartungen, und mit Aufwärtsrisiken. Der Lockerungszyklus der Fed könnte, wie ich bereits erwähnt habe, durchaus zu Ende sein, insbesondere, wenn wir weiterhin so starke Zahlen bei Arbeitsplätzen, Löhnen und Inflation verzeichnen. Damit würde der Leitzins auf dem Niveau liegen, das ich für richtig halte, nämlich bei knapp über 4 %. Dies entspricht meiner Einschätzung des neutralen Zinssatzes. Bis Ende 2025 werden die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen wahrscheinlich in einer neuen Spanne von knapp über 5 % gehandelt werden – wie weit darüber hinaus, wird davon abhängen, wie locker die Fiskalpolitik ausfällt.



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