AUTOREN

Marcus Weyerer, CFA
Director of ETF Investment Strategy EMEA
Franklin Templeton ETFs
Im Rahmen eines Smart-Beta-Ansatzes werden Aktien auf der Basis anderer Kriterien als der Marktkapitalisierung in einen Index aufgenommen. Einer der einfachsten Ansätze gewichtet jedes Wertpapier gleich und nicht nach der jeweiligen Marktkapitalisierung. Andere verfolgen einen quantitativen Ansatz, der die Positionen im Index systematisch auf der Basis bestimmter, als „Faktoren“ bezeichneter Merkmale analysiert, auswählt, gewichtet und neu strukturiert. Einige konzentrieren sich auf einen einzigen Faktor, andere kombinieren mehrere Faktoren in einem einzigen Index.
Analysen zeigen, dass v.a. vier Faktoren – Qualität, Wert, niedrige Volatilität und Momentum – in der Lage sind, das Marktportfolio auf risikobereinigter Basis zu übertreffen. Das Timing für die einzelnen Faktoren richtig zu erwischen, ist schwierig. Daher konzentrieren wir uns darauf, sie in einer integrierten Strategie zusammenzuführen.
Ein fundamental ausgerichteter Ansatz mit defensivem Schwerpunkt.
Qualität ist im Hinblick auf die langfristige, risikobereinigte Performance der mit Abstand beste Faktor und wird dementsprechend mit 50 % gewichtet. In unserer Interpretation wird er dergestalt ausgelegt, dass er eine umfassende Analyse von drei Finanzaufstellungen eines Unternehmens abbildet: die Bilanz (BL), die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) und die Kapitalflussrechnung (CF). Die folgenden Kriterien werden berücksichtigt:
- Eigenkapitalrendite (GuV, BL),
- Ertragsvariabilität (GuV),
- Barrendite auf das Vermögen (CF, BL),
- Verschuldung (BL).
Auf diese Weise liefert der Faktor eine Benchmark für die Ertragsqualität sowie die Fähigkeit eines Unternehmens, liquide Mittel zu erwirtschaften und seine Schulden zu bedienen. Qualitativ hochwertige Unternehmen sind auf lange Sicht tendenziell weniger starken Schwankungen ausgesetzt.
Der Faktor Wert, der mit 30 % gewichtet wird, wendet eine Mischung aus historischen und zukunftsgerichteten Kurs-Gewinn-Verhältnissen an, da wir davon überzeugt sind, dass diese eine differenziertere Kalibrierung des Ausblicks für ein Unternehmen aus Bewertungssicht ermöglicht. Darüber hinaus verwenden wir eine weitere Kennzahl – die Dividendenrendite –, die manchmal als eigenständiger Faktor angesehen wird.
Die Faktoren Momentum und niedrige Volatilität spielen bei unserem Ansatz ebenfalls eine wichtige, wenngleich weniger stark ausgeprägte Rolle. Mit einer Gewichtung von jeweils 10 % könnte das Momentum helfen, Anlagetrends aufzudecken und Wertfallen zu vermeiden, während niedrige Volatilität zum Schutz gegen Marktflauten beitragen könnte.
Warum ist das im aktuellen makroökonomischen Umfeld relevant?
Die Fähigkeit eines Unternehmens, seine Schulden weiter zu bedienen, wird umso wichtiger, je höher die Zinsen steigen und je länger sie auf einem hohen Niveau verharren. Ein geringer oder moderater Verschuldungsgrad kann nicht nur vor einem Worst-Case-Szenario (Zahlungsausfall) schützen, sondern das Unternehmen auch vor übermäßig hohen Zinszahlungen bewahren, die die Rentabilität belasten würden. Zudem ließe sich argumentieren, dass rentablere Qualitätsunternehmen eher in der Lage sind, Preiserhöhungen weiterzureichen, und somit eine Inflationsabsicherung bieten.
Mit zunehmender Angst vor einer Rezession wird die Bilanzstärke eines Unternehmens in Zukunft viel wichtiger sein, als dies während der liquiditätsgetriebenen Rally, die allen Titeln gleichermaßen Auftrieb gegeben hatte, der Fall war. Angemessen bewertete Qualitätsunternehmen mit attraktiver Dividendenrendite könnten eine objektivere Preisuntergrenze bieten als Wachstumsunternehmen. Es ist durchaus möglich, dass die Volatilität höher und die vertretbaren Bewertungen niedriger bleiben als in den letzten zehn Jahren – nicht nur während einer Rezession, sondern auch während eines Wirtschaftsaufschwungs oder einer Konjunkturerholung. Insgesamt erscheinen die globalen Märkte noch nicht besonders „günstig“. Indem wir die Volatilität im Auge behalten und in Unternehmen mit weniger stark ausgeprägten Volatilitätsmerkmalen investieren, können wir ein Portfolio mit defensivem Schwerpunkt zusammenstellen.
Die Diversifizierung darf nicht in Vergessenheit geraten.
Viele nach Marktkapitalisierung gewichtete Indizes sind nur optisch gut diversifiziert, weisen aber aufgrund der hohen Gewichtung einer Handvoll von Megaoder Large-Cap-Titeln hohe Konzentrationsrisiken auf. Auch wenn ein Multifaktor-Ansatz die Anzahl der gehaltenen Titel zwangsläufig reduziert (in unserem Fall auf 25 % des Universums), kann die tatsächliche Diversifizierung in der Tat höher sein. Dies lässt sich an der effektiven Anzahl der Aktien in einem Index ablesen (bei der die Indexgewichte bereinigt werden, um einen hypothetischen, gleichgewichtigen Index zu schaffen).
Tatsächliche vs. effektive Anzahl von Titeln.

Quelle: Bloomberg und Franklin Templeton.
Stand: 08.09.2022.
Die effektive Anzahl der Aktien ist ein Maß für das Konzentrationsrisiko und zeigt die Anzahl der Aktien, die ein Index hypothetisch enthalten würde, wenn er gleich gewichtet wäre. Ein gleichgewichteter Index mit 200 Aktien hat eine effektive Anzahl von 200 Aktien. Der Wert berechnet sich wie folgt: 1/∑w2c , wobei wc die Gewichtung der Aktie c im Index und n die gesamte (tatsächliche) Anzahl der Aktien im Index ist. Smart Beta Index bezieht sich auf die Methodik von Franklin Templeton: LibertyQ Global Equity SRI IndexNR, Linked Franklin US Equity IndexNR, LibertyQ Europe IndexNR, LibertyQ Emerging Markets IndexNR, LibertyQ AC Asia Ex Japan Equity IndexNR.
| Mehr Informationen zu unseren Smart Beta ETFs erhalten Sie hier. |
