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Die Wall Street liebt Spitznamen ja bekanntlich, und im Zuge der Erholung des Technologiesektors im Sommer sind wir immer wieder auf einen neuen gestoßen: Die „Prominenten 10“ in China. Ob er sich durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Ähnlich wie die „Glorreichen Sieben“1 ist „Prom 10“ der Name, den die Analysten von Goldman Sachs einem Block riesiger staatlicher Unternehmen gegeben haben, die gut positioniert zu sein scheinen, um Wachstum und Innovation voranzutreiben. Die Unternehmen sind in verschiedenen Branchen und Industriezweigen tätig, darunter E-Commerce, Gaming, Medien, Biotechnologie, Smartphones und Elektrofahrzeuge.

Was die „Prom 10“ so bemerkenswert macht, ist nicht nur ihre Größe oder ihre Branchenpräsenz, sondern auch ihr vergleichsweise geringer Marktanteil. Gemeinsam machen sie nur 17 % der gesamten Marktkapitalisierung Chinas aus, während die Konzentration in Märkten wie den USA oder Deutschland weitaus höher ist.2 Durch die Ausrichtung auf nationale politische Prioritäten wie künstliche Intelligenz (KI), Verbrauchertechnologie und globale Wettbewerbsfähigkeit übernimmt die Gruppe eine Vorreiterrolle in der nächsten Phase der Modernisierung Chinas.

Nach drei Verlustjahren in Folge (2021–2023) zeigt der FTSE China RIC Capped Index Anzeichen einer zaghaften Erholung. Seit Jahresbeginn bis zum 26. Juni 2025 liegt er in US-Dollar um mehr als 18 % im Plus.3 Angeführt wird diese Entwicklung von Gewinnen in den Bereichen Kommunikation, Finanzen, Technologie und Gesundheitswesen, die Anleger dazu veranlassen, ihre Zurückhaltung gegenüber China abzulegen und wieder neugierig zu werden.

Die Märkte wurden kürzlich durch die Bestätigung eines Handelsabkommens zwischen den USA und China beflügelt, das den Export seltener Erden aus China und eine Lockerung der US-Technologiebeschränkungen erlaubt. Ein volatiles Handelsumfeld und die technologische Entkopplung zwischen den USA und China könnten für Peking natürlich weiterhin Herausforderungen darstellen. Es sollte jedoch beachtet werden, dass selbst bei den aktuellen globalen Wachstumsprognosen der Weltbank von 2,3 % – einem 20-Jahres-Tief außerhalb größerer Krisen – die Wachstumsprognose für China stabil bei 4,5 % bleibt.4

Förderung von Talenten

Ein wichtiger Motor für den Fortschritt Chinas sind die zunehmenden Investitionen in die Talentförderung und die Bildung, insbesondere im Bereich der KI und in anderen strategischen Disziplinen. Das chinesische Bildungsministerium hat eine breit angelegte Kampagne ins Leben gerufen, um KI-Bildung nicht nur an Spitzenuniversitäten, sondern auch an Berufsschulen und weiterführenden Schulen zu etablieren. Dies steht im Gegensatz zu den derzeit ungewöhnlich angespannten Beziehungen zwischen der Bundesregierung und den Hochschulen in den USA. KI-Programme an US-Universitäten sehen sich laut Berichten in diesem Jahr mit restriktiveren Bedingungen für die Bereitstellung von Bundesmitteln konfrontiert. In mehreren Fällen kam es demnach zu einer abrupten Einfrierung oder Streichung der Fördermittel der National Science Foundation für Forscher.

Dem AI Index Report 2025 der Stanford University zufolge hat sich der Leistungsunterschied zwischen den besten KI-Modellen der USA und Chinas deutlich verringert – auf nur noch 0,3 %. Während die USA in puncto Quantität weiterhin führend sind, haben chinesische Modelle den Qualitätsrückstand rasch aufgeholt: Im Jahr 2023 lagen die besten Modelle aus China in mehreren Benchmark-Tests um fast 20 Prozentpunkte hinter denen aus den USA zurück. Nur ein Jahr später hat sich dieser Abstand erheblich verringert.

Analysten zufolge sind diese Fortschritte auf eine koordinierte nationale Strategie, beschleunigte Investitionen in die KI-Ausbildung sowie eine enge Zusammenarbeit zwischen staatlich geförderten Unternehmen und Forschungseinrichtungen zurückzuführen. All dies ermöglicht eine schnellere Kommerzialisierung von KI in allen Branchen. In einem skurrilen Beispiel hat eine der führenden Apps für mobile Zahlungen und Lifestyle in China ein Tool eingeführt, mit dem Nutzer Haarausfall erkennen können.

Chinas Investitionen in KI werden in diesem Jahr voraussichtlich bei fast 99 Mrd. USD liegen, was einem Anstieg von 48 % gegenüber 2024 entspricht.5 Mehr als die Hälfte dieser Mittel wird voraussichtlich aus staatlichen Quellen stammen. Derweil ist die öffentliche Meinung in China gegenüber KI deutlich positiver. Im „Trust Barometer 2025“ von Edelman gaben 72 % der chinesischen Befragten an, KI zu vertrauen, in den USA waren es hingegen nur 32 %. Diese Vertrauenslücke unterstreicht die Unterschiede in den regulatorischen Rahmenbedingungen, der Infrastruktur und der kulturellen Akzeptanz.6

Vertrauen in KI

Studie 2024: Prozentualer Anteil der befragten Erwachsenen, die angeben, KI-Technologien zu vertrauen

Quelle: Edelman Trust Barometer 2025.

Marktbewertungen

Abgesehen von den Entwicklungen im Bereich KI halten wir die Bewertungen chinesischer Aktien weiterhin für angemessen. Der chinesische Markt (gemessen am MSCI China Index) wird derzeit mit dem 12,5-fachen der für das kommende Jahr erwarteten Gewinne gehandelt. Damit liegt er unter seinem 10-Jahres-Durchschnitt von 13,9 und weist einen deutlichen Abschlag auf: 53 % gegenüber Indien (gemessen am MSCI India Index), 31 % gegenüber Taiwan (gemessen am MSCI Taiwan Index) und 18 % gegenüber dem breiter gefassten Schwellenländerindex (gemessen am MSCI Emerging Markets Index).7

Diese relative Unterbewertung in Verbindung mit einer Zunahme der Börsengänge (IPOs) sowie Chinas Führungsrolle im Technologiesektor sprechen deutlich dafür, wieder verstärkt in China zu investieren. Auch die Kapitalmärkte Hongkongs, die lange Zeit durch regulatorische Unsicherheiten und Stimmungsschocks gedämpft waren, haben sich erholt. Dies deutet unserer Meinung nach auf eine Rückkehr des Vertrauens im privaten Sektor sowie auf eine Belebung der Anlegernachfrage hin. Wir sind davon überzeugt, dass ein breites Engagement in China, das sowohl A-Aktien als auch im Ausland notierte Wertpapiere umfasst, umfassende Chancen bietet. Angesichts der jüngsten Fortschritte Pekings in den Handelsgesprächen mit den USA könnte sich der chinesische Aktienmarkt unserer Analyse zufolge endlich zu einer attraktiveren Wertchance entwickeln.

Diversifizierte Engagements haben A-Aktien übertroffen

Dezember 2024 bis Juni 2025

Quelle: Bloomberg. Großraum China = FTSE China 30/18 Capped Index, China A = MSCI China A Onshore Index. Der FTSE China 30/18 Capped Index bildet die Wertentwicklung chinesischer Aktien mit hoher und mittlerer Marktkapitalisierung ab. Der Index deckt ein breites Spektrum chinesischer Aktienklassen ab, darunter A-Aktien, B-Aktien, H-Aktien, Red Chips, P-Chips, S-Chips und N-Aktien, wobei die A-Aktien-Komponenten für internationale Anleger über das Northbound China Stock Connect Scheme verfügbar sind und in der Kauf- und Verkaufsliste des Programms aufgeführt sind. Der MSCI China A Onshore Index umfasst Unternehmen mit hoher und mittlerer Marktkapitalisierung aus China, die an den Börsen von Shanghai und Shenzhen notiert sind. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist weder ein Indikator noch eine Garantie für die zukünftige Wertentwicklung. Indizes werden nicht aktiv gemanagt und es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren. Wichtige Mitteilungen und Nutzungsbedingungen des Datenanbieters sind verfügbar unter www.franklintempletondatasources.com.

Volatilität ist nach wie vor Teil der Gleichung, aber für Anleger mit einer langfristigen Perspektive und der Bereitschaft, kurzfristige Schwankungen hinzunehmen, könnten die aktuellen Einstiegspunkte unserer Meinung nach interessantes Aufwärtspotenzial bieten. Nachdem chinesische Aktien über Jahre hinweg in Ungnade gefallen waren, könnten sie dank ihrer Diversifizierungsmerkmale nun wieder einen wichtigen Platz in globalen Portfolios einnehmen.



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