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Die hohe Inflation veranlasste die großen Zentralbanken 2022 zu einem plötzlichen und schnellen Zinserhöhungszyklus. Dies führte zu Unsicherheit und Schwäche in allen Anlageklassen. Vor allem die teilweise extrem hoch bewerteten Technologieaktien mussten herbe Verluste hinnehmen. Zudem löste sich die traditionell gegenläufige Korrelation zwischen Aktien und Anleihen auf. So verloren 10-jährige US-Staatsanleihen rund 14 % an Wert, der größte Verlust seit 1788.1

Was die Anleger im vergangenen Jahr vor große Herausforderungen stellte, hat aus heutiger Sicht auch seine guten Seiten. Der historisch heftige Bärenmarkt bei festverzinslichen Wertpapieren hat dazu geführt, dass die Renditen heute so hoch sind wie seit vielen Jahren nicht mehr.

Verschiedene Anleiherenditen*
(Daten vom 04.08.2020 bis 06.02.2023)

Steigende Renditen in den verschiedenen Rentensektoren bieten Chancen.

*Niedrigste potenzielle Rendite (Yield-to-Worst, YTW); Endfälligkeitsrendite (Yield-to-Maturity,YTM). Quelle: Bloomberg US-Investment-Grade-Unternehmensanleihen werden durch den Bloomberg US Corporate Bond Index, US-High-Yield-Unternehmensanleihen durch den Bloomberg US Corporate High Yield Bond Index, US-Anleihen insgesamt durch den Bloomberg US Aggregate Index und zehnjährige US-Staatsanleihen durch die US 10-Year Treasury Note dargestellt. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist weder ein Indikator noch eine Garantie für die zukünftige Wertentwicklung. Indizes werden nicht aktiv gemanagt und es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren.

Boten 10-jährige Bundesanleihen oder US-Treasuries noch vor wenigen Monaten Renditen von null oder sogar darunter, so rentieren sie heute wieder bei rund 2,3 % bzw. 3,6 %. Bei Unternehmensanleihen können Anlegerinnen und Anleger derzeit noch mehr bekommen. So waren in den letzten Wochen Renditen von rund 5 % für Investment-Grade-Anleihen mit mittlerer Laufzeit keine Seltenheit. Natürlich reicht das noch nicht aus, um die Inflation von derzeit 6,9 % in der Eurozone bzw. 6,0 % (Stand 31.03.2023) in den USA vollständig auszugleichen, aber es ist zumindest eine Möglichkeit, den Geldwertverlust deutlich zu reduzieren. Vor allem, wenn man bedenkt, wie turbulent und volatil die Aktienmärkte derzeit sind.

Wie geht es weiter?

Viele Anlegerinnen und Anleger fragen sich, ob sich die Aussichten für Anleihen im Zuge der jüngsten Bankenschocks verändert haben. Für Unsicherheit sorgt derzeit das weitere Vorgehen der Zentralbanken, insbesondere die nächsten Schritte der Federal Reserve (Fed).

Am 16. März hob die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen um 50 Basispunkte auf 3,50 % an. Wenige Tage später erhöhte auch die Fed ihren Leitzins, allerdings nur um 25 Basispunkte auf ein Zielband von 4,75 % bis 5,00 %. Gleichzeitig passte sie ihr Statement zur Geldpolitik an, das im Anschluss an die Sitzung veröffentlicht wurde. Darin heißt es: „Der Ausschuss geht davon aus, dass eine gewisse zusätzliche geldpolitische Straffung erforderlich sein wird.“ Die Formulierung, dass „fortlaufende Erhöhungen“ der Zinsen angebracht sein würden, ist in der Erklärung nicht mehr enthalten.

Diese kleine Formulierungsänderung weckte bei vielen Marktteilnehmerinnen und Marktteilnehmern die Hoffnung, dass ein Ende der Zinserhöhungen in Sicht sei und möglicherweise schon in der zweiten Jahreshälfte mit ersten Zinssenkungen von bis zu 100 Basispunkten zu rechnen sei.

Sollten sich die Kreditkonditionen aufgrund der Spannungen im Bankensektor stark verteuern, hätte dies in etwa die gleiche Wirkung wie eine weitere Zinserhöhung. Der Markt könnte daher mit seiner Einschätzung richtig liegen. Allerdings hat der Fed-Vorsitzende Powell überzeugend dargelegt, dass die Silicon Valley Bank (SVB) und die Signature Bank sehr spezielle Fälle sind und das US-Bankensystem insgesamt in einer sehr soliden Verfassung ist. Außerdem betonte er, dass die Fed keine Zinssenkungen im Jahr 2023 vorsieht.

Darüber hinaus wird häufig übersehen, dass die Fed in den letzten Monaten kaum Fortschritte bei der Abkühlung des Arbeitsmarktes oder bei der Senkung der Inflationsrate für Kerndienstleistungen gemacht hat, die für rund zwei Drittel der Gesamtinflation verantwortlich ist.

„Inverse Zinsstruktur“ – was heißt das?

Eine inverse Zinsstruktur bezieht sich auf eine Situation am Anleihemarkt, in der die Renditen von Anleihen mit kürzerer Laufzeit höher sind als die Renditen von Anleihen mit längerer Laufzeit. Normalerweise haben Anleihen mit längerer Laufzeit höhere Renditen, um das höhere Risiko auszugleichen, aber bei einer inversen Zinsstruktur ist dies nicht der Fall.

Eine inverse Zinsstruktur wird häufig als Signal für eine bevorstehende Rezession angesehen, da sie darauf hindeutet, dass die Anleger in naher Zukunft eine Abschwächung der Konjunktur erwarten. Eine inverse Zinsstruktur kann auch die Kreditvergabe erschweren, da Banken weniger Anreize haben, Kredite zu vergeben, wenn ihre kurzfristigen Finanzierungskosten höher sind als ihre langfristigen Renditen.

Während die Finanzmärkte auf eine Wende in der Geldpolitik der Fed spekulieren, sieht Sonal Desai, CIO von Franklin Templeton Fixed Income, angesichts eines angespannten Arbeitsmarktes und einer Inflationsrate von 5–6 % wenig Grund dafür.

Kurze Laufzeiten gegen die Unsicherheit

Da derzeit unklar ist, ob die Wirtschaft eine Rezession durchlaufen wird, wie sich die Kreditkonditionen verändern werden, wohin sich die Inflation bewegt und wie die Zentralbanken letztlich auf all dies reagieren werden, bieten sich für Anlegerinnen und Anleger im aktuellen Marktumfeld Anleihen mit kurzen Laufzeiten an. Sowohl staatliche Emittenten als auch Unternehmen bieten attraktive Renditen.

Kurze Laufzeiten haben den Vorteil, dass sie in der Regel ein geringeres Zinsänderungsrisiko aufweisen. Das heißt, wenn die Notenbank den Leitzins senkt oder erhöht, reagiert der Kurs einer kurzlaufenden Anleihe weniger stark als der Kurs einer langlaufenden Anleihe.

Zudem ist bei Bundesanleihen und US-Treasuries derzeit das Phänomen einer inversen Zinsstruktur zu beobachten. Das bedeutet, dass kurze Laufzeiten eine höhere Rendite abwerfen als lange Laufzeiten. So rentieren zweijährige Bundesanleihen derzeit mit 2,65 %, zehnjährige mit 2,29 %. In den USA liegen die Renditen für die gleichen Laufzeiten bei 3,88 % bzw. 3,36 %.2

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Unternehmensanleihen. Hier bieten Investment- Grade-Unternehmensanleihen mit kürzerer Laufzeit derzeit in etwa die gleiche Rendite wie Anleihen mit längerer Laufzeit, jedoch mit einem Bruchteil der Duration. Die Duration hängt von der Restlaufzeit der Anleihe, ihrem Kupon, ihrer Rendite und dem Zinsniveau ab. Je höher die Duration, desto empfindlicher reagiert die Anleihe auf Zinsänderungen.

Schuldtitel mit kurzer Laufzeit weisen günstige Risiko-Ertrags-Merkmale auf

Kurzlaufende Investment-Grade-Anleihen bieten derzeit eine ähnlich hohe Rendite wie Anleihen mit längerer Laufzeit

Quelle: Bloomberg
Stand: 28. Februar 2023.

Bloomberg US 1-3 Year Credit Index, Bloomberg US Credit Index, Bloomberg US Aggregate Index, Bloomberg US Long Credit Index, Bloomberg US MBS Index. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein Indikator für die zukünftigen Renditen. Indizes werden nicht aktiv gemanagt und es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren.

Fazit:

Die Märkte befinden sich aktuell in einem von Unsicherheit geprägten Umfeld. Für Anlegerinnen und Anleger auf der Suche nach verzinslichen Assets kann dies aber Chancen bieten. Vor allem kurzlaufende Anleihen mit einem niedrigen Zinsänderungsrisiko weisen derzeit attraktive Renditen auf.

1. Quelle: Deutsche Bank, eigene Berechnung
Stand: 31.12.2022

2. Quelle: Bloomberg.
Stand 05.04.2023


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